Man kann in Irland anscheinend hinfahren, wo man will: Überall trifft man auf Klosterruinen. Die alten, keltischen Klöster sind ohnehin nicht für die Ewigkeit gebaut gewesen, selbst wenn ein paar Bauten den Wikingersturm überlebten, etwa die “Beehives” und das Gallarus Oratory auf der Halbinsel Dingle. Definitiv ein Highlight der Reise, auch wegen der spektakulären Küste.
Was die Wikinger übrig ließen (und was danach über Jahrhunderte weiter florierte), erledigte die britische Zwangsreformation und vor allem Oliver Cromwells (NB: von der Wikipedia wird der Puritaner Cromwell als “Evangelical” eingestuft; er verstand seine Exekutionen als Strafe Gottes – geht also die hohe Akzeptanz der Todesstrafe in den USA auf dieses Erbe zurück?) barbarische Strafexpedition: Kathedralen wurden zu Pferdeställen. Anders als bei uns sind enorm viele Klosterruinen einfach stehen geblieben. Oft dienen sie als Friedhöfe. Ein stummer Protest gegen die Invasoren? Eine Verneigung vor den Heiligen der alten Zeit? Oder war in Irland einfach genug Platz, so dass man nichts abreißen musste?
Regelrecht idyllisch dagegen wirkt die ehemalige Klosterstadt von Glendalough in den Wicklow Mountains – wenn nicht die Massen von Touristen wären. Es erinnert an die friedlichen Zeiten, als Einsiedler wie der Kevin von Glendalough junge Leute um sich scharten und ein pulsierendes Gemeinschaftsleben entwickelten. Zerstört 1398, natürlich von den Engländern. Fortschritt schützt offenbar nicht vor Barbarei, aber das wissen wir als Deutsche ja am besten. Nicht weit entfernt, in Glencree, liegt übrigens ein deutscher Soldatenfriedhof und nebenan ein Zentrum für Versöhnung.