Auch Jason Clark denkt über eine Regel für seine Gemeinde nach. In einer Zeit des Wandels darf auch eine Spiritualität, die sich der Suche und dem Weg verschrieben hat, nicht auf eine gewisse Stabilität verzichten, um sich nicht in ziellosem und beliebigen Nomadentum zu verlieren.
Vor ein paar Wochen hat sich auch Alan Roxburgh anlässlich eines Besuchs in Lincolnshire über missionale Orden, notwendigen Rahmenbedingungen für geistliches Wachstum, Gastfreundschaft und lokales Verwurzeltsein geäußert, und im Oktober findet dazu in Seattle eine Konferenz von Allelon statt:
Conversations with leaders of the Northumbria Community more than a year ago revealed that increasing numbers of church leaders across the UK are entering into this ancient, well practiced way of the church. These practices of Christian life cross the boundaries of organized and ‘organic’ notions of church. The formation of an order provides the opportunity for many of us to move past the ideological divides so characteristic of recent conversations about the church and risk learning together about the way of formation for the sake of the church. It is this desire to invite leaders of all kinds to experiment together around a simple rule of life that lies at the basis of our desire to call leaders together to look at the form of such an order.
ich verstehe die sprache nicht. warum muss das „regel“ heissen? und warum muss das „orden“ heissen? und inwiefern knüpft all das an ein „old monasticism“ an?
Vielleicht tut es uns ganz gut, mal ein anderes Wort zu hören, als immer nur „Struktur“ 😉
gut, dann bin ich ja beruhigt. so lange wir wissen, dass es sich auch um eine sprachliche kosmetik handelt, sind wir vielleicht ein wenig davor geschützt, uns selbst und anderen etwas vorzumachen.
Oh, ich glaube nicht, dass irgendwer Etikettenschwindel betreibt. Die Regeln des „alten“ Mönchtums hatten ja auch nur das Ziel, „normales“ Leben nach dem Evangelium zu fördern. Und Bonhoeffer hat die Bergpredigt als „Regel“ betrachtet. So weit ich sehe, findet hier schon ein echter Dialog mit der Tradition statt. Und „Orden“ als Alternative zu „Kloster“ betont eben gerade, dass hier kein Rückzug hinter Mauern stattfindet.
Aber – nachdem ich in Dein Blog geklickt habe – wie ist das bei Euch, gibt es da auch eine „Regel“?
ja stimmt. das mit der sprechweise von „orden“ kann ich nachvollziehen. – ich habe auch nachgedacht, was das (alte) mönchtum wohl ist. so wie man sich heute voyeuristisch sadhus in indien angucken mag, so waren die alten wüstenväter exzentrische asketen: stellen sich auf säulen, lassen sich einbuddeln, haben steine für jahrzehnte im mund, um sich zum schweigen zu motivieren – weiss nicht, ob das ein normales leben nach dem evangelium zu nennen ist.
und worum ging es? um einen kampf mit den eigenen dämonen und um beständiges gebet (> evagrius, cassian). und das mit dem vorrang des gebet findet man ja auch noch in der benediktsregel mit den vielen kapiteln, die die reihenfolge der psalmen ordnen und wie der ablauf so einer gebetszeit ist usw. usf. und schliesslich in dem bekannten vers, dass „dem gottesdienst nichts vorgezogen“ werden solle. und da sei man ja auch mit den engeln vor gottes angesicht etc. – worin sich immer noch die alte idee davon findet, dass das mönchische leben ein „bios angelikos – engelgleiches leben“ ist, also eigentlich ein von der profanen welt abgehobenes leben.
so was ist uns heute einfach fremd. und ich finde es wichtig, diese fremdheit wahrzunehmen. und dann auch zu sagen: da unterscheiden wir uns von einem alten mönchtum.
die hausgemeinschaft im ansverus-haus ist eine provisorische konstruktion. aus diesem grunde gibt es auch keine regel. und wenn es eine geben sollte, so meine ich, dass es unglaublich wichtig ist, dass sie keine kopfgeburt ist. (und da ist dann doch auch die benediktsregel zu „loben“, denn man merkt ihr an, dass sie realistisch einschätzen kann.) – können wir weiter im gespräch bleiben?
Klar – sehr gern. Kommt eigentlich jemand von Euch zum Studientag mit Brian McLaren und Jason Clark in Hamburg?
ja. ich bin angemeldet. derzeit ist die hausgemeinschaft wieder geschrumpft – und sie wird also in meiner person zu 100 % beim hamburger studientag dabei sein 🙂