Die Welt fragt ihre Leser, ob Kreationismus in den Biologieunterricht gehört. Ich denke, nicht unbedingt. Aber dann wäre es nötig, dass die Art, wie über Evolution geredet wird, wieder redlicher und wahrhaftiger wird. Dazu gehört für mein Empfinden etwa, dass man die immer wieder auftretende Überheblichkeit gegenüber anderen Kosmologien (z.B. anderer Zeiten und Kulturen) ablegt, die auch ihren (unterschiedlich zu bewertenden) Sinn und Wahrheitsgehalt haben.
Dazu gehört auch, dass man über die Grenzen naturwissenschaftlicher Aussagen ehrlich Rechenschaft gibt. Sie können das “wie” beschreiben, aber nach ihren eigenen Grundsätzen keine Aussagen über das “warum” und “wozu” machen. Wo das geschieht (etwa wenn man so tut, als wäre “die Evolution” eine Quasi-Person), ist es nur Spekulation und sollte als solche kenntlich gemacht werden.
Schließlich tut jeder Wissenschaftszweig gut daran, die Vorläufigkeit seiner Ergebnisse einzuräumen. Es gab Theorien vor Darwin und es wird vermutlich auch irgendwann neue Theorien geben. Wenn wir heute schon wüssten, wie die einmal aussehen, wäre das den Nobelpreis wert. Wenn sie aber einmal da sind, wird sich jeder wundern, warum das vorher niemand gesehen hat.
All das vermisse ich bei vielen Lehrern und – noch häufiger – bei populärwissenschaftlichen Beiträgen im Fernsehen und in anderen Medien. Obwohl ich kein Kreationist bin.
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Zustimmung aus Karlsruhe, auch wenn ich kein Kreationist bin.
Dem kann ich nur zustimmen, mich beschäftigt dieses Thema gerade insofern, dass ich mit einigen Leuten gerade eine Evangelische Mittelschule (Real- und Hauptschule) gründe. Da stellt sich diese Frage für uns bei der Erarbeitung der Schulkonzeption. Ich denke, wir haben es gut gelöst. Evolution als staatlich angeordnetes Standbein, und andere von der Bibel her begründete Theorien als Spielbein.
Ich bin keine Kreationist in der strengen Form und kein Evolutionist in der strengen Form. Ich glaube einfach, Gott hat alles erschaffen. Wie das nun praktisch passiert ist, spielt für meinen Glauben keine Rolle.
Dem kann ich zustimmen, auch wenn ich Kreationist bin (und immerhin Ex-Bioreverendarist).
Bleibt die Frage, warum teilweise mit der gezeigten Empfindlichkeit reagiert wird, wenn Kreationismus im Unterricht eingebracht wird, der Lehrplan gibt zumindest (noch) Raum das auch anzusprechen.
Oder steckt doch hinter allem Toleranzgelaber die heimliche Arroganz, endlich im Rahmen global orientierter Political Correctness die Lösung gefunden zu haben, mit der man die primitiven Vorstellungen rückständiger Kulturen und unverbesserlicher Religionen überwindet zugunsten eines Einheitsbreies aus westlich dominierter Ökonomie/Soziologie/Spiritualität/Wissenschaft?
Zustimmung auch aus Marburg, auch wenn ich kein Kreationist bin.