Durchleuchtet

Wir hatten einen sehr anregenden Tag mit Raban Fuhrmann von Procedere und einer kleinen, aber sehr feinen Gruppe zum Thema „emergente Organisation“. Irgendwie wird es auch eine Art Ergebnissicherung geben, für Aufnahmen (einige hatten danach gefragt) eignete sich das Format aber nicht so recht.

Der Einstieg fand gestern Abend mit ein paar kurzen Referaten statt, zu denen die Gruppe dann Fragen erarbeitete und heute ging es anhand dieser Fragen und einer Runde emergenten Storytellings dann weiter ins Detail. Immer wieder kam dabei heraus, dass eine emergente Organisation andere Akzente im Verhältnis nach innen und außen setzt. Die Begriffe, die wir dafür fanden, waren verschieden. Es ist eine Form der Identität, die nach innen eine große Vielfalt zulässt und die nach außen eine Offenheit und Durchlässigkeit entwickelt.

Es hat mich an eine Passage aus Exclusion and Embrace erinnert (und an meinen Predigttext für morgen). Dort schreibt Miroslav Volf im Blick auf Kulturen, was für Organisationen vermutlich ganz ähnlich gilt:

Eine Möglichkeit, kulturelle Identität zu betrachten, ist ein stabiles kulturelles „Wir“ zu postulieren, dem ein einem ebenso stabiles „sie“ entgegensteht, beide in sich und aus sich heraus vollständig; sie interagieren dann, aber als in sich geschlossene Ganzheiten, ihre Beziehung zueinander ist im Blick auf die Identität jedes einzelnen etwas Äußerliches. Ein solch essentialistisches Verständnis kultureller Identität ist jedoch nicht nur unterdrückerisch – Gewalt muss angewandt werden, um alles Fremde im Zaum zu halten – sondern auch unhaltbar. Edward Said verweist darauf, dass alle Kulturen „hybrid und bepackt mit oder verstrickt in und überlagert [sind] von Elementen, die man für von außen kommend gehalten hatte“.

Die Distanz zu unserer eigenen Kultur, die aus dem Geist der neuen Schöpfung geboren ist, sollte uns aus dem Griff unserer Kultur lösen und uns fähig machen, mit ihrer Fluidität zu leben und ihre Hybridität zu bejahen. Andere Kulturen sind keine Bedrohung für die Reinheit unserer unverdorbenen kulturellen Identität, sondern eine mögliche Quelle für ihre Bereicherung. Sich überschneidende und überlagernde Kulturen können, wenn in ihnen Menschen leben, die mutig genug sind, nicht einfach nur dazuzugehören, einander zu einer dynamischen Vitalität verhelfen.

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