Die letzten Tage habe ich in Helmut Felds kurzer und informativer Franziskus-Biografie gelesen und neben manchem schon Vertrauten auch ein paar Dinge entdeckt, die mir noch nicht so bewusst waren. So zum Beispiel diese Episode in der Frühzeit seiner Bewegung:
Franziskus geriet, sowohl aufgrund von Skrupeln wegen der Sünden seiner Jugend als auch wegen der Zukunft seiner Bruderschaft in Zweifel, Ängste und Depressionen. Das änderte sich, als sich Franziskus mit seinen nunmehr sechs Gefährten in das Tal von Rieti begab, das damals noch fast ganz von dem heute zu einem kleinen Teich zusammengeschrumpften See ausgefüllt wurde. Die Bevölkerung dieser landschaftlich sehr schönen Gegend nahm Franziskus freundlich auf.
Die Zuneigung der Menschen und die Schönheit der Natur hatten vor allem auch eine heilende Wirkung auf Franziskus. Es scheint, dass er auch letzteres nicht vergaß. Vielleicht war es auch schon Teil seines Frömmigkeitsmusters, vom den Feld schreibt:
Friedensverständnis und Friedenspraxis des Franziskus wurzeln letztlich in seiner Auffassung von Schöpfung und Erlösung. Nicht nur die „bösen“ Weltleute, sondern auch die Tiere, Pflanzen und Naturelemente sind Kinder eines guten Schöpfers, untereinander Geschwister und zur endgültigen Erlösung bestimmt.
Und in der Betrachtung des berühmten Sonnengesangs kommt Feld zu dem Schluss:
In seinem Verständnis waren die Tiere, die Pflanzen und die großen Naturerscheinungen, wie Sonne, Mond, Erde, Feuer, Wind und Wasser, beseelte Wesen, die von Gott geschaffen und auch zum endgültigen Heil berufen waren.
… Franziskus teilt diese Auffassung [dass alle Geschöpfe Anteil haben an Gottes Leben] mit dem Katharertum seiner Zeit. Doch im Unterschied zu dem katharischen Weltbild, das in der Schöpfung das Werk zweier göttlicher Mächte, der guten und der bösen, sah, erkennt Franziskus in allen Dingen eine „untergründige Güte“ (fontalis bonitas), die ihren Ursprung in einem einzigen, guten Gott hat.
So verstörend seine Haltung zum eigenen Körper und zur Sexualität war, so einfühlsam konnte er wiederum seinen Mitgeschöpfen begegnen. Aus den Berichten seiner Gefährten wissen wir, wie sehr ihm die am Herzen lagen:
Er konnte aus der Fassung geraten, wenn es jemand an Ehrfurcht gegenüber den Kreaturen fehlen ließ (Leg. Per. 86). Dieser Haltung entspricht sein Eintreten für Erhaltung und Schonung der Natur. […] Er sammelte Raupen und Würmer vom Weg ein, damit sie nicht zertreten würden; wenn er im Winter Bienen zu Gesicht bekam, ließ er sie mit Honig und Süßwein füttern, um ihr Überleben zu sichern (I Cel 80). Wenn die Brüder Brennholz schlugen, wies er sie an, den Stamm nicht an der Wurzel abzuhauen, sondern einen Stumpf stehen zu lassen, der wieder ausschlagen konnte; der Gärtner sollte um den (Kloster-) Garten herum nicht kultivierte Landstreifen übrig lassen, damit die wilden Pflanzen und Blumen zu ihrer Zeit Zeugnis geben könnten von der Schönheit des Vaters aller Dinge;