Im Kulturteil der Süddeutschen Zeitung beschwert sich Sonja Zekri darüber, dass man als “Gottloser” in der Minderheit sei und angesichts der neu in Mode geratenen Religiosität unter Anpassungsdruck gerate. Die bedrohliche Kulisse rührt natürlich auch daher, dass sie alles Religiöse undifferenziert in einen Topf wirft. So entsteht eine Front aus Esoterikern, Fundamentalisten und Traditionskirchen, dem ein Häuflein aufrechter und aufgeklärter Selberdenker gegenüber steht.
Spätestens seit der Massenverzückung beim letzten Papstwechsel fühlt man sich deshalb als Atheist wie auf einer Eisscholle im Golfstrom.
Allerdings verfällt sie, bei aller berechtigten Kritik an neokonservativer Instrumentalisierung von Religion und esoterischem Rückzug aus einer komplexen Welt, mit ihrem Aufschrei in dieselbe quasi-apokalyptische Rhetorik wie die “Gegner” (so muss man es wohl doch nennen):
Der Kampf der Kulturen wogt längst nicht mehr zwischen Islam und Christenheit, sondern zwischen Frommen und Ungläubigen. Die Fundamentalisten beider Seiten verstehen sich nämlich blind.
Also doch eine Art “Reich des Bösen” und eine unheilige Allianz der Eiferer? Das Argument, die Religion habe die Welt nicht besser gemacht, ist nicht neu und trifft Aufklärung und Naturwissenschaft genauso.
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