Hunger in der Stadt (2)

Was lernt man nun aus so einer Geschichte? Wenn wir nicht auch in der Situation landen wollen, dass Gottes Reich irgendwo an- oder hereinbricht, und wir es zwar sehen, aber doch verpassen, dann fallen mir dazu wenigstens drei Anregungen ins Auge:

1. Auf die Propheten hören: Wirkliche Propheten sind vielleicht nicht immer die Leute, die irgendwelche blumigen Eingebungen haben und mit viel Pathos von sich geben. Auch nicht immer die mit den großspurigen Ankündigungen triumphaler Erfolge und rosiger Zeiten. Oft aber sind sie Unruhestifter, die den Status Quo in Frage stellen und unbequeme Ansichten haben. Vor allem, wenn es um Gerechtigkeit geht, können sie leicht aufmüpfig werden. Der Prophet steht für die Freiheit Gottes vom System – sei es ein kirchliches, oder ein staatliches, oder ein wirtschaftliches System. Sie verhindern, dass Gott vereinnahmt und vor irgend einen menschlichen Karren gespannt wird. Und sie setzen den Hoffnungslosen und Unterdrückten seltsame Flöhe ins Ohr. Ich habe neulich schon mal erzählt, wie ich Loren Cunningham drei Jahre vor dem Fall der Mauer davon reden hörte, dass die Trennung zwischen West und Ost beseitigt würde. Ich habe das damals nicht glauben können. Es gibt echte Propheten, und sie halten uns wach und lebendig.

2. Gott außerhalb der Stadt erwarten: Der Adjutant des Königs hat die Belagerungsmentalität – Druck von außen und Mangel im Innern – längst verinnerlicht. Nicht einmal eine himmlische Luftbrücke würde das Problem lösen, meint er. Und der König nutzt die Krise, um alte Rechnungen im Inneren zu begleichen, nämlich die mit dem notorischen Schwarzseher Elisa. Er demontiert sich in dieser Geschichte bis zur totalen Bedeutungslosigkeit, so wie George W. Bush 2005 angesichts des Hurrikans Katrina erstarrte und sein Ansehen schweren Schaden nahm.
Meine Jungs lieben die Serie Navy CIS, und da sagte Agent Gibbs letzte Woche: “Erwarte das Unerwartete”. Ein durchaus biblischer Rat. Aber dazu müssen wir den Blick nach außen richten – dort war Gott schon längst am Werk und veranlasste – völlig gewaltfrei – den Abzug der Aramäer (wer sagt denn immer, der Gott des AT sei blutrünstig?).
Ein äußerst problematischer Zug der Belagerungsmentalität kommt aber noch hinzu: Selbst wenn gute Nachrichten eintreffen, schlägt neben dem scheinbar nüchternen Rationalismus auch noch das Misstrauen zu Buche: Vielleicht ist diese Gelegenheit nur eine Falle? Wann immer Gott etwas Unerwartetes tut, gibt es Menschen, die darin den Teufel am Werk sehen – ob nun im wörtlichen oder im metaphorischen Sinn. Auch das war schon bei Jesus so und hat sich in allen Aufbrüchen der Kirchengeschichte fortgesetzt. Warum sollte es also heute anders sein?

3. Den Draht zu den Exoten und Underdogs halten: Die Unberührbaren machen die entscheidende Entdeckung und bringen die gute Botschaft. Wie oft im Verlauf der Geschichte kam das entscheidend Neue von Leuten, die am Rand der Geschichte standen: Aus Nazareth, aus der Wüste Nordafrikas und von den Klippen Irlands und Schottlands, aus Assisi oder aus Wittenberg – die Liste lässt sich beliebig erweitern. Wie oft standen geistliche Aufbrüche und soziale Innovationen in Verbindung mit den Armen? So hat das Christentum das römische Imperium besiegt. Wenn wir uns als Wohlstandschristen sozial und global isolieren, dann haben wir vielleicht nur wenig Anlass, mit Gottes Eingreifen zu rechnen (wozu auch – zur Unterhaltung?).

Vor einer Weile habe ich Shane Claiborne zitiert mit der Frage, wo denn die Armen bei uns sind (heute im Gottesdienst habe ich aus seinem Buch vorgelesen, wie sie eine Party mit Obdachlosen auf der Wall Street gefeiert und Geld scheinbar sinnlos und willkürlich verschenkt (und damit die Trennung zwischen Arm und Reich für einen folgenreichen Augenblick aufgehoben) haben. Je länger, je mehr wird mir die Verengung von Mission und Gemeindegründung auf soziologische Zielgruppensegmente suspekt. Natürlich sind das Realitäten, mit denen man rechnen muss. Aber darf man sich von ihnen bestimmen lassen, beziehungsweise hat das dann noch etwas mit Glauben zu tun?

Bestimmt kann man der Geschichte noch mehr gute Anstöße abgewinnen. Aber für heute sind diese drei vielleicht genug. Wer weiß, wo Gott uns als nächstes überrascht?

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Hunger in der Stadt (1)

Die letzten Tage hat mich eine Geschichte aus dem Alten Testament beschäftigt: Im 2. Buch Könige (6-7) wird die Belagerung Samarias durch die Aramäer beschrieben – und eine überraschende Wende. Im Telegrammstil hört sich das dann so an:

In der Stadt bricht eine Hungersnot aus, erste Fälle von Kannibalismus werden bekannt. Der König fühlt sich von Gott verlassen und will – nachdem Gott nicht erreichbar ist – dem Propheten Elischa ans Leder. Der allerdings hat diesmal keine schlechten Nachrichten wie sonst immer, sondern erklärt, dass binnen eines Tages der Hunger vorbei sein wird.

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LebensArt Audio: Der sechste Sinn

Für alle, die in den Ferien waren und den Abend gestern verpasst haben, oder die das Thema aus der Ferne interessiert – hier gehts zum Podcast mit dem Thema “der sechste Sinn”.

(Nachtrag: Nach einer zwischenzeitlichen Panne geht der Download jetzt wieder)

Flyer Juni07

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Pfingsten am Dünenhof II: Was Freunde tun

Wie versprochen kommen hier aus Gordon MacDonalds Vortrag zehn Arten, wie Freunde unser Leben bereichern, positiv beeinflussen, und voranbringen. Es sind also nicht zehn verschiedene Arten von Freunden – manche Freundschaften enthalten mehrere dieser Aspekte. Der Punkt ist eher der, dass all diese Einflüsse gut für uns sind und wir nicht ohne Not auf einen oder mehrere verzichten sollten.

  1. Ein Coach (oder besser vielleicht: Mentor) – ein Freund, der mehr Erfahrung hat als ich und an mich glaubt.
  2. Ein Freund, der die guten Dinge in meinem Leben sieht und mit mir feiert
  3. Ein Freund, der mich zum Nachdenken bringt und meinen geistigen Horizont erweitert
  4. Ein Freund, der mich zum Träumen ermuntert
  5. Ein Freund, der barmherzig ist und mich schützt
  6. Ein Freund, der mir bei Entscheidungen mit seinem Urteilsvermögen zur Seite steht
  7. Ein Freund, der Seite an Seite mit mir in einem Team arbeitet und kämpft
  8. Ein Freund, der mir den Kopf wäscht und meinen Charakter schleift
  9. Ein Freund, der mit mir lacht und Spaß hat
  10. Ein Freund, der mit mir gemeinsam betet und Gott sucht

Ich muss mir die zehn Punkte mal nehmen und zu jedem Namen dazu schreiben. Und wenn irgendwo eine Lücke ist, kann ich hier ja eine Stellenausschreibung posten 🙂

Dscf2440

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Zu spät geliebt!

Spät hab‘ ich dich geliebt,
o Schönheit,
so alt und so neu,
spät dich geliebt!

Und siehe,
drinnen warst du und ich draußen,
suchte dich da
und warf mich auf all das Schöne,
das du gemacht,
und war doch selbst so hässlich.

Du warst bei mir, aber ich nicht bei dir.

Fernab hielt mich von dir all das,
was doch nicht wäre, wär‘ es nicht in dir.

Da hast du gerufen,
geschrien,
den Bann meiner Taubheit gebrochen,
hast geblitzt,
gestrahlt
und meine Blindheit verscheucht.

Deinen Duft hab‘ ich geatmet
und seufze nun nach dir.

Ich habe dich geschmeckt
und hungere und dürste nun.

Du hast mich berührt,
und ich bin entbrannt
in Verlangen
nach deinem Frieden.

Aus: Aurelius Augustinus, Bekenntnisse

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GebetsPaartner

Uli Eggers hat im Editorial zur aktuellen Aufatmen ein paar sehr ehrliche Gedanken und Erfahrungen über das gemeinsame Beten als Ehepaar, und welche Schwierigkeit das in der Regel für die Männer mit sich bringt. Dabei trifft er für mein Gefühl voll ins Schwarze, wenn er schreibt:

Offensichtlich erwarten Frauen hier eine Nähe-Erfahrung – und genau das setzt Männer unter Druck. Es geht um mehr als Gott und mich – also wird die Sache kompliziert. (…) Oft wissen wir ja selber nicht so genau, wo wir uns gerade mit Gott und Ehefrau und diesem oder jenem Problem exakt befinden.

Vielleicht ist das aber auch nur ein Problem männlicher Wahrnehmung, das dazu führt, dass ich mich verknote.

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Ungewohnter Regen

Gestern hat es seit Wochen wieder einmal geregnet. Es ist auch längst noch nicht genug Wasser heruntergekommen, aber es war ein Anfang. Dienstag soll es mehr geben. Dann ist erst einmal Schluss mit Bade- und Biergartenwetter und die Radiomoderatoren werden daher wieder von “schlechtem” Wetter reden, während die Walbrandgefahr hoffentlich sinkt und die zur Dauereinrichtung gewordene Borkenkäferplage sich in Grenzen hält.

In den letzten Wochen habe ich immer wieder mal darüber nachgedacht, ob Christen nicht wieder um Regen beten sollen. Es ist eine Sache, uns mit den Folgen der hausgemachten Klimaveränderung rational zu befassen und hoffentlich die nächsten acht Jahre und lächerliche 0,1% des BIP für eine Trendwende zu nutzen. Den werden wir freilich nicht einfach “wegbeten” können – ebensowenig wie man sich vollfressen kann und dann darum beten, dass man nicht dick wird.

Aber das Gebet um Regen gibt dem noch eine andere Dimension.
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Wüstengedanken

Ein spannendes und abwechslungsreiches Gemeindewochenende liegt hinter mir. Gestern mittag ließ die Anspannung nach und ich war nur noch müde – so viel Kaffee konnte ich gar nicht trinken, wie ich gebraucht hätte. Aber es war eine sehr gute Zeit. Eine Frage, die mich in den letzten Monaten umgetrieben hatte, war: wie veränderungsfähig sind wir nach all den Jahren eigentlich noch? Und ich bin positiv überrascht worden. Unter allem Spaß und in aller Bewegung war eine echte Tiefe in der Begegnung mit Gott und den Beziehungen unter einander zu spüren.

Wir werden immer kämpfen mit Veränderungen – selbst dann, wenn wir sie selbst initiiert haben. Aber der Gott Israels und der Gott Jesu ist ein nomadischer Gott, ein Wanderer, und ein Missionar. Bei ihm zu bleiben bedeutet, sich auf den Weg zu machen. Die Götter Ägyptens und Babylons dagegen reisen nicht – sie wohnen in wuchtigen Tempeln und garantieren die unveränderte Wiederkehr des ewig Gleichen.

Ich habe mich erinnert an ein Gespräch während der Zeit in Northumberland, als mich meine Begleiterin fragte, wie ich denn meine Berufung beschreiben würde. Ich drehte ein paar verbale Runden bis ich schließlich sagte: “Ich glaube Gott ist ”da draußen“ an vielen Stellen am Wirken. Ich möchte sie entdecken und mich ihm anschließen.”

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Zitat der Woche: Freiheit

Das Unbekannte ist der Bereich der Möglichkeit. In der bekannten Welt ist alles festgelegt und gewiss. Freiheit erfordert die Aussicht auf Neues; ohne das gibt es keine Freiheit. Bestimmt rührt es daher, dass wir uns der Vorstellung eines vorbestimmten Schicksals widersetzen. Wir wissen, dass es uns auf Anpassung begrenzt und die Tyrannei der festen Ordnung. Unsere Seele weiß, auch wenn wir es nicht wissen, dass wir Menschen für die Freiheit geboren sind. Nur in Freiheit werden wir, was wir sind. (S. 32)


“Sacred Journey: Spiritual Wisdom for Times of Transition” (Mike Riddell)

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Stehaufmönche

 Images P 0883447193.01. Sclzzzzzzz Aa240 Die – relative – Ruhe der Osterferien macht es möglich: Ich fresse mich gerade durch David Boschs opus magnum mit dem doppeldeutigen Titel Transforming Mission. Beim etwas arg trockenen exegetischen Teil habe ich noch manches übersprungen, aber sein kirchengeschichtlicher Rückblick liest sich spannend und interessant. Gestern war ich beim Beitrag des mittelalterlichen Mönchtums. Ein Grund, warum es so eine prägende Kraft hatte, geht mir noch ganz besonders nach:

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Thomas Merton über Kontemplation

 Peace Thomasmerton

Kontemplation an sich kann keine neue Welt konstruieren. Kontemplation gibt dem Hungernden nichts zu Essen; sie zieht dem Nackten keine Kleider an … und bringt dem Sünder nicht zurück zu Frieden, Wahrheit und Einssein mit Gott.

Aber … ohne Kontemplation können wir die Bedeutsamkeit dieser Welt, in der wir handeln müssen, nicht verstehen. Ohne Kontemplation bleiben wir klein, begrenzt, vereinzelt; wir hängen uns an das Ungenügende, dauernd verhaftet mit unserer kleinen Gruppe und ihren Interessen, verlieren den Blick für Gerechtigkeit und Nächstenliebe, werden gepackt von momentanen Leidenschaften, und schließlich verraten wir Christus.

Ohne Kontemplation, ohne die innige, stille und heimliche Suche nach Wahrheit durch Liebe, verliert sich unser Handeln in der Welt und wird gefährlich.

Gefunden bei Good for Nothing.

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Retroluzzer

Constanze von Bullion schreibt in der SZ einen kurzen und witzigen Artikel darüber, wie Kinder aus ehemaligen Revolutionären plötzlich Konservative machen können. Nicht dass das schlecht wäre, es ist nur komisch:

In Kreuzberg, wo mal die Revolution daheim war, ist bürgerliche Besonnenheit eingekehrt. Macht nichts, denkt man, bisschen Konvention tut ja keinem weh. Bis man eine langjährige Kreuzbergerin trifft, ihr Freund hat mal in vorderster Front gegen das Establishment gekämpft. Heute sieht er sich leider nicht in der Lage, für die gemeinsame Tochter aufzukommen. Also arbeitet die Mutter pausenlos, plagt sich mit Schuldgefühlen, und wenn sie hört, dass sie stolz sein soll auf sich, bricht sie in Tränen aus. Sie wollte immer heiraten, gesteht sie dann, in Weiß, mit Ring und Orgel und allem.

Und es erinnert an Ken Wilbers These von der Vewechslung zwischen postkoventionellem Bewusstsein und präkonventionellem, narzisstischen Egoismus. So gesehen nämlich wäre die hier beschriebene Wendung ins Konventionelle kein Rückschritt ins Spießertum, sondern die einzige Chance, irgendwann einmal so etwas wie transformatorische Spiritualität zu erreichen. Aber ein bisschen komisch bleibt es trotzdem…

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Bei der Northumbria Community (2): Worte, die mich tragen

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Ein besonderes Erlebnis während der Tage im Norden waren die liturgischen Gebete. Sie geben dem Tag eine Struktur und einen Rhythmus, den ich kurz erklären muss, bevor ich zu dem komme, was es bei mir bewirkt hat: Das Morgengebet um 9:30 Uhr, das kurze Gebet mittags um 12:00 Uhr, das Abendgebet um 19:15 Uhr und die Compline um 21:30 Uhr. Bis auf die Compline (oder deutsch Komplet) haben die Gebete jeden Tag dieselbe Liturgie, und die alten Hasen sprechen sie auswendig. Immer ein anderes Mitglied der Gemeinschaft hat die Leitung, es gibt also keine Hierarchie. Manchmal werden die Texte auch gesungen – und da war für mich die Zeit zu kurz, um die Melodien zu lernen. Morgen- und Abendgebet enthalten mehrere Schriftlesungen und Meditationen. Letztere wiederholen sich monatlich, die Lesungen sind für jeden Tag des Jahres ausgesucht. Die meisten der rund 300 Mitglieder der Gemeinschaft leben verstreut und sind durch diese Form des Gebets verbunden – auch deshalb, weil morgens und abends für jeweils drei “Companions” gebetet wird, deren Namen aus einem kleinen Korb mit Zetteln gezogen werden.


“Celtic Daily Prayer” (Northumbria Community)

Viele Protestanten argwöhnen ja, dass man Liturgien und Riten irgendwann hirn- oder herzlos herunterleiert (was von beiden schlimmer ist, bestimmt dann die jeweilige Tradition, aus der man kommt – außer beim Singen von frommen Liedern, da ist es plötzlich ganz ok) . So, als sei das Leiern und Abschalten erstens unvermeidlich und zweitens eine Katastrophe. Meine Erfahrung war eine andere:

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Pilgerreise

Spät abends bin ich gestern von meiner Pilgerreise zurückgekehrt. Am Montag morgen hatte ich sie in Durham begonnen, mit einem Gebet am Grab von St. Cuthbert. Montag bis Donnerstag war ich zu Gast bei der Northumbria Community in Hetton Hall.

Dscf2290

Das Haus liegt nur ein paar Kilometer landeinwärts von Holy Island, wo das Kloster Lindisfarne lag, dessen Abt Cuthbert lange Jahre war. Auf dem Weg zum Rückflug von Glasgow (fast wäre ich im Berufsverkehr stecken geblieben…) bin ich am Tweed entlang schließlich noch in Melrose vorbei gekommen, wo Cuthbert ins Kloster eingetreten war. Es gibt einen Pilgerweg von Melrose nach Lindisfarne, den man zu Fuß in ein paar Tagen laufen kann.

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Sennett (5): Der kurze Weg zum Brudermord

Ein Glück, dass es das in christlichen Gemeinden ü-ber-haupt nicht gibt, was Richard Sennett über ein Gemeinschaftsleben schreibt, das sich gegen Fremde abschottet, nach innen aber unter dem Widerspruch leidet, dass man sich einerseits vor einander durch emotionale Offenheit offenbart und andererseits auf einander achtet und eine gewisse (das ist gar nicht negativ gemeint) soziale Kontrolle herrscht. Aus einem Ort der vermeintlichen Brüderlichkeit wird ein Ort des Brudermords:

Brüder gehen auf einander los. Sie offenbaren sich voreinander, sie entwickeln aufgrund dieser Selbstenthüllungen gegenseitige Erwartungen, und sie stellen fest, dass der andere Mängel hat. Mit dieser Haltung treten sie auch der Außenwelt gegenüber. Wir sind eine Gemeinschaft; wir sind wirklich; die Außenwelt reagiert nicht auf das, was wir als Gemeinschaft sind; der Fehler muss bei ihr liegen, sie verfehlt uns; deshalb wollen wir mit ihr nichts zu tun haben. Beide Prozesse folgen dem gleichen Rhythmus von Enthüllung, Enttäuschung und Isolation.

(Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Die Tyrannei der Intimität, S. 379)

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