Back to the Future

Neulich fragte mich ein Freund, wozu ich ein Buch über Keltisches Christentum schreibe. Eigentlich geht es mir dabei nicht um die Vergangenheit, sondern um die Kirche der Zukunft:

  • Sie versteht sich als gemeinsam gelebte Mission
  • Sie schlägt Brücken in fremde, sogar feindliche Kulturen
  • Sie bringt Originale hervor, keine Funktionäre und Hierarchien
  • Sie erzählt das Evangelium als Geschichte der Neuschöpfung unserer gefallenen Welt
  • Sie lebt eine ganzheitliche Spiritualität, ohne Heiliges und Profanes, Geistliches und Weltliches zu trennen
  • Sie betet mit Leidenschaft und nimmt alle Künste zu Hilfe, um Gott zu loben
  • Sie ist mobil, flexibel und liebt das Abenteuer
  • Sie staunt über die Schöpfung und liebt die Menschen
  • Sie verbindet einfachen Glauben und höchste Gelehrsamkeit

Beim Schreiben habe ich entdeckt, dass ich am Tag des Heiligen Columbanus geboren wurde. Ich wusste doch, dass da eine Verbindung war 😉

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Himmel und Erde

Die Erde ist zum Bersten voll mit Himmel
und jeder gewöhnliche Busch
steht mit Gott in Flammen
aber nur wer sieht
zieht seine Schuhe aus
die anderen sitzen drum herum
und pflücken Brombeeren.

(Elizabeth Barrett Browning, Aurora Leigh)

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Irische Impressionen (3): Bücher und Bildung

Ein bleibender Eindruck der Reise war der Besuch im Trinity College in Dublin, wo das Book of Kells ausgestellt ist. Man muss sich das mal klarmachen: Der größte Kunstschatz dieses Landes ist eine Bibelhandschrift. Keine Kronjuwelen, kein Palast, keine Kathedrale, kein Louvre.

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Wenn man sich durch die engen Räume der Bibliothek schiebt und die Erklärungen liest, bevor man sich an das dicht umlagerte Buch selbst herandrängt (unter Panzerglas mit anderen Werken bei sorgsam gedimmten Licht sieht man zwei Seiten), dann entdeckt man wieder erstaunliche Kleinigkeiten. Etwa, dass die blaue Tinte aus Lapislazuli gemacht wurde und das einzige damals bekannt Vorkommen dieses Steins in Afghanistan lag. Das ist wohl so, als müssten wir uns die Materialien vom Mond holen.

Aber die Bücher waren (neben der Wanderlust und dem Pioniergeist) der entscheidende Grund, warum ein Völkchen vom äußersten Rand des Kontinents das ganze barbarische Europa umkrempelte. Was noch einmal die Frage von letzter Woche aufwirft, ob eine geistliche Erneuerung auch geistig voll auf der Höhe sein muss, wenn sie Erfolg haben will.

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Irische Impressionen (1): Jugend und Abenteuer

Gestern kam ich von einem kurzen Trip nach Irland zurück. Das Wetter dort war offenbar deutlich besser als hier. Ich bin immer noch dabei, die Eindrücke zu sortieren. Dies hier ist der Beginn, Fotos kommen auch noch.

Gegen Irland wirken wir wie ein großes Seniorenheim. 50% der Leute dort sind unter 30, sagte mir jemand. Und genau so wirkt es, wenn man sich auf der Straße bewegt und die Leute ansieht. Ganz zu schweigen von Dublins “Temple Bar” mit den vielen abgefahrenen Szenekneipen. Aber selbst in der Provinz fühlt es sich anders an.

Straßenverkehr mag ein Indiz dafür sein, dass das Leben mehr als Abenteuer verstanden wird. Selbst als geübter Linksfahrer steht man ständig vor Herausforderungen oder wird zum Selberdenken gezwungen – etwa durch frei laufende Schafe und Hunde, dehnbare Angaben auf Verkehrsschildern wie “Slow” und verschärft “Very Slow”, oder “Dangerous Bridge” und “Acute Bend”. Wer durchkommt, hat es richtig gemacht, wer nicht, ist selber schuld. Wozu Stoßdämpfer da sind, versteht man auch erst richtig nach ein paar Tagen auf den Landsträßchen dort.

Die Iren denken positiv. Der Wetterbericht nannte die zähe Bewölkung, die gelegentlich einzelne Strahlen erahnen ließ, als “hazy sunshine”. Einfach liebenswert und sehr wohltuend für teutonische Grübler. 🙂

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