Constanze von Bullion schreibt in der SZ einen kurzen und witzigen Artikel darüber, wie Kinder aus ehemaligen Revolutionären plötzlich Konservative machen können. Nicht dass das schlecht wäre, es ist nur komisch:
In Kreuzberg, wo mal die Revolution daheim war, ist bürgerliche Besonnenheit eingekehrt. Macht nichts, denkt man, bisschen Konvention tut ja keinem weh. Bis man eine langjährige Kreuzbergerin trifft, ihr Freund hat mal in vorderster Front gegen das Establishment gekämpft. Heute sieht er sich leider nicht in der Lage, für die gemeinsame Tochter aufzukommen. Also arbeitet die Mutter pausenlos, plagt sich mit Schuldgefühlen, und wenn sie hört, dass sie stolz sein soll auf sich, bricht sie in Tränen aus. Sie wollte immer heiraten, gesteht sie dann, in Weiß, mit Ring und Orgel und allem.
Und es erinnert an Ken Wilbers These von der Vewechslung zwischen postkoventionellem Bewusstsein und präkonventionellem, narzisstischen Egoismus. So gesehen nämlich wäre die hier beschriebene Wendung ins Konventionelle kein Rückschritt ins Spießertum, sondern die einzige Chance, irgendwann einmal so etwas wie transformatorische Spiritualität zu erreichen. Aber ein bisschen komisch bleibt es trotzdem…
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