Erlösungsbedürftige Sprache

Da ich oft am Wortspielen und Kalauern bin, habe ich meine Frau heute rein um der Alliteration willen als “mütterliche Martina” bezeichnet (zu meiner Verteidigung: der erste Anlauf war “mutige Martina” und das stimmt auch). Jedenfalls: Sie hat ziemlich das Gesicht verzogen.

Ich habe es auch verstanden und mich (bzw. uns beide) gefragt, warum “mütterlich” so einen komischen Beigeschmack nach Glucke, Orangenhaut und Wollsocken hat. Hat es damit zu tun, dass (viele?, manche?, oder doch alle?) Männer oder inzwischen gar unsere ganze Gesellschaft Frauen in der zwiespältigen Perspektive Heilige/Hure sehen und Mütter in dieser Logik als gut, aber auch ziemlich langweilig erscheinen?

Wichtiger eigentlich noch – Sollte nicht jemand diesen Begriff mal erlösen? Und wie könnte das gehen?

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2 Antworten auf „Erlösungsbedürftige Sprache“

  1. Interessant ist auch der Kontrast zu „väterlich“ – ein Begriff, der m.E. zwar auch eine eher unangebrachte herablassende Haltung kennzeichnen kann, der aber durchaus auch sehr positiv belegt sein kann.

    Keine Ahnung, ob’s stimmt, aber vielleicht kommt der Unterschied einfach aus der Rollenverteilung der letzten Jahrzehnte – der Mann geht arbeiten, die Frau bleibt zuhause? Damit ist der Vater eben nur nebenbei Vater; er ist auch jemand, der arbeiten geht, eine Karriere aufbaut, bewundert werden kann, Kompetenz erarbeitet hat. Die Mutter hingegen ist „nur“ zuhause und hat augenscheinlich keine Ahnung, wie es draußen wirklich vor sich geht. Aus so einem Bild heraus wäre „mütterlich“ dann verständlich negativ belegt.

    Ein wenig erinnert diese Rollenvorstellung an die Oberschicht, die bei Fontane und Co. beschrieben wird (Mann ist Beamter, Frau lädt zum Tee zuhause) – und gar nicht an die Frauen z.B. der frühen Industrialisierung, die auch in Fabriken ihren „Mann“ standen, oder die früher am Hof mitarbeiteten. In so einem Kontext hätte mütterlich sicher eine andere Bedeutung.

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