Betetst Du noch oder proklamierst Du schon? Manche Formen des Christentums erinnern mit Vorstellungen wie “Bewusstseinszeitalter” mehr an Scientology als an das Neue Testament, selbst wenn (anders als bei Scientology) ständig Bibelverse zitiert werden. Aber das hatten wir ja schon bei Bernardo Provenzano, dass das nicht viel bedeuten muss.
“Übernatürlich” und “übermenschlich” (wo bitte steht das in der Bibel?) sich von Sieg zu Sieg schwingen – wer’s braucht…
“Übernatürlich” und “übermenschlich” (wo bitte steht das in der Bibel?)
Genau das frage ich mich schon seit einiger Zeit: Könnte es sein, dass wir die moderne Kluft zwischen Natürlichem und Übernatürlichem durch die Forderung nach „mehr Übernatürlichem in unseren (westlichen) Gemeinden“ eher bestätigen als überbrücken? Was wäre, wenn wir die sog. übernatürlichen Gaben mehr und mehr als ganz natürliche Gaben verstehen lernten? Könnte es sein, dass bspw. die prophetische Rede in neutestamentlichen Gemeinden überhaupt nicht als übernatürlich, sondern ganz und gar als natürlich angesehen wurde? Vielleicht sogar als so natürlich und normal, dass Paulus auffordern musste, danach zu streben?
Hatten wir, glaub ich, schon einmal. Vor langer Zeit, und dann immer wieder mal in allen Variationen: Gnosis, die besondere Erleuchtung, sich über alle anderen aufschwingen können … Eben doch nichts wirklich Neues 😉
Abgesehen davon, daß z.B. Derek Prince, den ich wegen seiner nüchternen Art nach wie vor schätze, schon mit Proklamieren begonnen hat, als wir alle noch als Quark im Schaufenster standen, sollte man sich doch fragen, ob einem die biblischen Aussagen wirklich schon im Herzen bewußt geworden sind. Ich ertappe mich immer wieder dabei, daß ich im Leben Strategien und Ansichten anwende, die man halt so landläufig übernommen hat. Was sollte aber dann den Unterschied machen, wenn nicht das Wort Gottes, in mein Leben gesprochen? Daß mir das vom Intellekt in die gelebt Realität sinkt hat sehr wohl mit einem Bewußtwerdungsprozeß zu tun, mir muß nämlich klar werden, das die Sachen für mich gelten! Da gibts noch einiges zu entdecken, packen wirs an!
Danke für die Kommentare. Klar geht es um Veränderung im Denken, wenn sich was im Leben verändern soll. Was beuruhigend ist, ist das Ziel („Übermensch“), der willkürliche und selektive Umgang mit der Schrift (was wird eigentlich so gerne proklamiert und was nicht – und warum?), dass Meditation in Richtung Gehirnwäsche und mechanistisches, scheuklappenhaftes positives Denken kippt statt in ein echtes Ringen mit Gott zu führen. „Siegreich leben“ heißt bei Paulus nicht etwa, dass er ohne Leiden, Schmerzen und Probleme bliebe, sondern dass er trotz allem die Hoffnung behält und seinem Auftrag treu bleibt. Wer hat da den Akzent so verschoben?
Lieber Jürgen,
das mit dem Quark im Schaufenster musß ich mir merken 😉
Michael