Empathiestress und gesundes Mitgefühl

Unsere Welt wird gerade an vielen Stellen immer unbarmherziger, wie diese Nachricht von Übergriffen gegen Muslime in Frankreich oder diese Nachricht vom immer weiter fortschreitenden Rechtsruck der Atommacht Israel zeigen, um nur zwei Themen zu nennen, die im Lärm dieser Tage praktisch untergegangen sind. Carolin Ecke hat es in der SZ so formuliert:

An manchen Tagen schnürt einem der Kummer und die Not (ob in der Ferne oder ganz nah) die Kehle zu. Man merkt es daran, dass man abends spät, vorm Ins-Bett- gehen, zögert, Nachrichten zu hören oder in die Post zu schauen, als ob sich so wenigstens die Nacht schützen ließe vor dem Zuviel. Als könnte man sich so wappnen gegen die Bilder aus Aleppo oder die Meldungen von neuen Anschlägen auf Flüchtlingsheime oder einem weiteren tiefen Unglück, das zu betrauern wäre.

Ich musste beim Lesen an diesen TED-Talk von Matthieu Ricard denken. Meditation ist für ihn keineswegs eine Flucht vor der Herausforderung, diese Welt durch mehr Mitmenschlichkeit umzugestalten, sondern der beste Weg dorthin – und der beste Weg hinaus aus einer Überflutung, die in Panik, in Apathie oder blinder Aggression endet. Und seinen Schlussfolgerungen über eine altruistische Revolution würden die meisten christlichen Theologen, die ich kenne, vermutlich zustimmen.

 

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2 Antworten auf „Empathiestress und gesundes Mitgefühl“

  1. „Gesundes“ Mitgefühl? Wirklich? Gibts auch so was wie ein ungesundes Mitgefühl? Für die falschen Menschen? Oder die falschen Unglücke? Also ich habe Mitgefühl für den Schreiber dieser verunglückten Aussage. Ist das jetzt falsch?

  2. Danke für das Mitgefühl. Es fühlt sich in dieser Formulierung etwas herablassend an, insofern würde ich es sofort unter „ungesund“ einstufen. Aber Sarkasmus beiseite – es gibt m.E. durchaus eine Empathie, die dem, der sie empfindet, nicht gut tut und ihn nicht zu guten Reaktionen bewegt. Das Video erklärt den Unterschied eigentlich ganz gut. Ricard differenziert zwischen Mitgefühl als positiver und Empathie als ambivalenter Erfahrung. Weil nicht jeder das begrifflich genau so mitdenkt beim Lesen, habe ich „gesund“ hinzugefügt.

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