Was geht mich die Geschichte an?

Wie man es dreht und wendet, als Theologen und Kirchenmenschen haben wir es mit einem Gott zu tun, der sich in der Geschichte offenbart. Wir können also nicht nicht über Geschichte reden.

Aber wir könnten anders über Geschichte reden, als es vielfach der Fall ist. Nämlich als eine Geschichte voller Wunden und Narben. In der Passionszeit machen wir uns genau das bewusst, dass die Geschichte der Menschheit und Gottes Geschichte mit den Menschen eine Leidens- und Passionsgeschichte ist. Und genau deshalb ist sie immer noch so relevant. Bernhard Waldenfels hat das, wie ich finde, für die Geschichte im Allgemeinen sehr treffend formuliert:

Wenn die Geschichte im Schulunterricht oftmals auf wenig Interesse stößt, so kann dies auch daran liegen, dass geschichtliche Ereignisse dargeboten werden wie Lagerbestände, aus denen man sich bei Bedarf bedient. So wie die Raum- und Zeitkoordinaten auf das jeweilige Hier und Jetzt verweisen, so verweist die Geschichte auf Geschichten aus der Kindheit, der Familie und der Nachbarschaft, in denen sie sich en miniature verkörpert, mitsamt ihren Erwartungen, Enttäuschungen und Verletzungen. Eine Geschichte ohne Wunden und Narben wäre nichts weiter als eine museale Bildungsgeschichte.

Roman Kraft

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