Vor ein paar Wochen sah ich in der 3Sat-Mediathek einen Bericht über „Die rechte Wende“. Dort kommt die identitäre Bewegung um Götz Kubitschek ausführlich zu Wort, unter anderem auch Martin Sellner.
Bei Zusehen fühlte ich mich, vor allem bei Sellner, immer wieder mal an Vertreter neokonservativen Christentums erinnert, mal vom Inhalt her und öfter noch war es der Habitus. Seither denke ich nach, woran das liegt. Man sieht die Kubitscheks im Film beim Tischgebet mit Kreuzzeichen.
Gibt es also eine Schnittmenge, und wenn ja, wo liegt sie? In einem autoritären Weltbild? In der Vorstellung einer ehernen Schöpfungsordnung mit fixen Geschlechterrollen und Lebensräumen, die den Völkern und Kulturen seit jeher zugewiesen sind?
Liegt sie in einer bestimmten Art, Identität zu konstruieren – über die ausschließende Differenz, über essentialistische Vorstellungen (Identität ist etwas Gegebenes und nicht das Resultat vielschichtiger Identifikationsprozesse), über die Naturalisierung historisch bedingter Konstellationen – die sind dann nicht mehr kontingent, sondern notwendig immer schon so, wie sie sind, und wer daran etwas ändert, greift fahrlässig in die gute Ordnung ein?
Und wenn das so ist, wie gehen wir dann mit kirchlichen Bewegungen um, die einen ähnlichen Rollback im Sinn haben wie die Identitären?