Fortschrittsgläubig

Kürzlich rief ich bei einer Hotline an. Die Systemstimme teilte mir mit, ich sei Anrufer Nr. 13, und etwa 20 Sekunden später war ich dann auch schon auf 12. Ich hatte etwa 20 Minuten Zeit und dachte, wenn es in dem Takt weitergeht, ist alles in 5 Minuten vorbei. Also blieb ich in der Leitung.

Es ging zunächst gut weiter, die erste Durststrecke kam auf Position acht, dann auf sechs, dann auf vier. Schließlich hatte ich noch 5 Minuten und befand mich auf 2. Na gut, es wird schon noch, dachte ich, und wartete.

Und wartete.

Und wartete.

Eine halbe Minute, bevor ich gehen musste, legte ich entnervt auf. Und als ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Termin machte, verstand ich, wie das System funktioniert. Je weiter vorn in der Reihe, desto länger die Wartezeit. Auf zwei sind die Anrufer besonders geduldig, schließlich sind sie kurz vor dem Ziel.

Dass es weiter hinten überhaupt vorangeht, liegt an Leuten wie mir, die auf Platz zwei die Geduld verlieren (oder denen die Zeit ausgeht) und die deshalb irgendwann auflegen.

Ich werde vermutlich nie erfahren, ob damals überhaupt jemand zu sprechen gewesen wäre.

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