Auf dem Rückweg von Nürnberg heute morgen (mit Alan Roxburgh und Daniel Hufeisen im Dürerhaus und St. Lorenz) kam das Gespräch auf verschiedene aktuelle Ansätze, die Unzufriedenheit mit den bestehenden Kirchen und Gemeinden zu überwinden, indem man in einem Anflug von Idealismus und aus einer gewissen Romantik die Uhr zurückdreht, um vorkonstantinische Unschuld und Ursprünglichkeit wieder herzustellen.
Das Projekt erinnert an Jurassic Park: Wir spüren die urchristliche, reine DNA der neustestamentlichen Kirche auf und klonen sie daraufhin – strikt organisch, natürlich! – für das 21. Jahrhundert. So richtig neu ist der Ansatz nicht, leider hat er auch nie richtig funktioniert. Zudem ist er so „modern“ wie es nur geht. Wir werden die Geschichte nicht los, indem wir sie ignorieren. Um mit ihrem Ballast richtig umzugehen und ihre Schätze zu würdigen und zu bewahren, müssen wir sie kennen und können nicht tabula rasa spielen, auf der es nur uns und das neue Testament gibt. Sonst verspielen wir nur den Reichtum und wiederholen die Fehler.
Kurz: Der Sprung über den „garstigen breiten Graben“ ist eine Nummer zu groß. Ad Fontes gerne, aber wer ernsthaft organisch denkt, muss den Weg des Glaubens durch die Geschichte mit einbeziehen und die Jahresringe dran lassen, wenn die Pflanze leben soll. Unsere Klone wären entweder nicht lebensfähig oder gar irgendwelche Monster. Auf beides lässt sich verzichten.