Keine Ahnung, warum der Artikel über den Niedergang der US-amerikanischen Shopping Malls mit einem Werbeschild vor einem derangierten Gabäudekomplex beginnt, auf dem es um Jesus geht. Weitere Bilder gibt es auf der sehenswerten, aber momentan nicht erreichbaren Website deadmalls.com.
Nachdenklich macht allerdings die Feststellung, dass nicht nur viele Konsumtempel leer stehen und verfallen, sondern dass seit 2006 keine neue überdachte, klimatisierte Mall mehr gebaut wurde. Statt der monolithischen Klötze entstehen offene Lifestyle Center – das entspricht schon viel eher wieder einer kleinteiligen innerstädtischen Fußgängerzone.
Vielleicht ist das aber nicht nur ein Wink an die Stadtplaner, sondern auch ein Indiz dafür, dass das Konzept der Megachurch – hierzuland ohnehin nicht so erfolgreich – seine besten Tage schon gesehen hat: Der Versuch, auf der grünen Wiese neben einem großen Parkplatz alles unter ein Dach zu packen, Menschen aus einem weiten Umkreis mit hochglänzenden Angeboten und Attraktionen zu locken und so eine eigene, fromme, gar nicht so kleine Welt zu schaffen.
Je mehr Zeit Menschen in den Malls verbrachten, so dachte man, desto bessere Konsumenten würden sie schließlich. Auf Kirche umgemünzt bedeutet das, je mehr jemand an Gottesdiensten und Gruppenangeboten teilnimmt, desto besser steht es um seinen Glauben. Dachte man…
Kirchenbauten bilden übrigens laut Wikipedia schon seit der Antike die Stadt ab: Die Basilika mit ihrem Portal (als Analogie zum Stadttor), die via sacra durch das Mittelschiff führt zur Apsis, die dem Königspalast entspricht und in deren Mosaiken Christus als Weltenherrscher erscheint. Die antiken Kirche liegen noch mitten in den Stadtvierteln. Im Mittelalter prägten zunächst Burgen das Stadtbild – hohe Gebäude auf engem Raum – also bekamen auch die Kirche Türme. Aus einem Turm wurden schließlich viele, weil inzwischen die Städte gewachsen waren und ihr Bild durch viele Kirchtürme bestimmt wurde.
Ob man das nun eher positiv deuten möchte (Kirchen erinnern als Verweis auf das himmlische Jerusalem daran, dass die Stadt nicht sich selbst gehört) oder negativ (entweder als simple Anpassung oder als imperiale Geste) – die Frage nach dem Sinn und der implizit immer auch prägenden Botschaft christlicher Versammlungsräume bleibt spannend. Zum Beispiel eben auch die, ob Kirchen als unbewusstes Ebenbild des Einkaufszentrums Konsumhaltung und Kommerzialisierung fördern und Menschen aus der Verwurzelung in konkreten, nicht zwingend nur räumlich zu denkenden Nachbarschaften herauslöst. Das gilt dann vom Ansatz her schon für die kleineren Neubauten im Industriegebiet am Stadtrand, die es ja auch bei uns ganz oft gibt: Der Ort predigt mit. Er ist schon immer ein Bestandteil der jeweiligen Liturgie.