Peinliche Bücher – wohin?

Gestern habe ich zum ersten Mal seit sehr langer Zeit ein Buch weggeworfen. Jemand fand es offenbar bemerkenswert und steckte es mir in einem Moment der Verlegenheit zu, zweifellos in der Hoffnung, mir damit etwas Gutes zu tun. Nur: Ich fand die ersten beiden Seiten, die irgendwie lustig sein wollten, schon so peinlich, dass ich nun selbst in der Verlegenheit war – wohin mit dem guten Stück?

Ich habe daheim ein für Besucher das Hauses gut verstecktes Regal für Bücher, die die Welt nicht braucht, aber das ist inzwischen fast voll, in der Regel mit mieser Theologie. Dennoch hatte Wegwerfen immer noch den unwillkürlichen Beigeschmack von Bücherverbrennungen im Dritten Reich, von Vandalen und Inquisition, dass ich extrem gehemmt war, einen solch barbarischen Frevel zu begehen. Verkaufen kann man sowas aber auch nicht guten Gewissens – ich hätte dabei doch gern das Gefühl, dem anderen einen Gefallen zu tun, wenn er mir schon Geld bezahlt.

Das soll jetzt kein Forum werden, wo jeder Bücher als peinlich denunziert, daher verrate ich weder Autor noch Titel. Ich fand es schließlich weniger peinlich, zur blauen Tonne zu gehen, als das Buch zu behalten. So gesehen ist der Begriff „Entsorgung“ hier doppelt angebracht. Vielleicht wird ja im nächsten Bücherleben was besseres draus. Meine ehernen Prinzipien sind etwas aufgeweicht, und es fühlt sich gut an.

Share