Vorbildliche Pfingstler

Über einen Mangel an Kritik von außen hat die Pfingstbewegung in den 101 Jahren ihrer Geschichte nicht klagen müssen – zumal nicht in Deutschland. Anlässe dazu gibt es immer wieder, aber an vielen Punkten muss man auch einmal den Hut ziehen vor diesem Flügel der Christenheit. Zwei Beispiele:

Tony Campolo macht in seinem aktuellen Podcast eine interessante Beobachtung: Kein anderer Zweig des Protestantismus hat es geschafft, Arme, Reiche, und die Mittelschicht dazwischen so gut zu integrieren. Die Ausstrahlung des Aufbruchs in der Azusa Street habe ganz wesentlich damit zu tun gehabt, gar nicht so sehr mit den spektakulären “charismatischen” Phänomenen.

Tobias hatte mich vor ein paar Tagen auf ein spannendes Interview mit Peter Berger aufmerksam gemacht, der die Pfingstbewegung (neben dem Islam) global gesehen als die explosivste religiöse Bewegung in jüngerer Zeit betrachtet. Sie ist inzwischen (anders als viele andere protestantische Kirchen, die sich auf ihre Kultur beschränken lassen) zu einem wesentlichen Faktor der Globalisierung geworden und hat (ohne das zu beabsichtigen) an manchen Stellen die sozialen Verhältnisse tiefgreifend verändert – zum Beispiel was die Frauenrechte und Demokratisierung in Lateinamerika angeht!

Also: Chapeau!

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Die Hollandisierung der Welt

Ich habe mich schon lange gefragt, warum niemand dieses Szenario mal durchspielt, aber nun ist es überall zu lesen: Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter wäre in 100 oder vielleicht sogar 50 Jahren ein riesiges Stück Florida versunken und auf der Wall Street bekäme man auch nasse Füße.

Deiche und Flutbarrieren müssen also her – die Niederländer könnten ihr Fachwissen gewinnbringend exportieren. Nachdem New York mal als Nieuw Amsterdam angefangen hat, schließt sich der Kreis dann also wieder…

 Wikipedia Commons 1 17 Allard -Totius Neobelgii Nova Et Accuratissima Tabula (Detail)

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20 years ago today…

Die im letzten Post genannte AfeM Tagung findet in Bad Liebenzell statt. Das letzte Mal war ich im Herbst 1987 dort, als Teil eines missionswissenschaftlichen Seminars der Uni Tübingen unter Leitung von – ach, ist ja egal, wer das war. Es war jedenfalls ein eindrückliches Erlebnis: Ich war einer der wenigen Nicht-Evangelikalen in der Runde und fing mir damit ziemlich intensive Diskussionen ein.

Das Seminar befasste sich mit Rockmusik, die in bewährter fromm-inquisitorischer Kausalkettenlogik von den Zaubertrommeln afrikanischer Schamanen abgeleitet wurde. Dabei sorgten angeblich die (bösen!) Geister für minimale Variationen des Beats, um mit dieser Art spirituellem Morsecode arglose Seelen in ihre Gewalt zu bringen. Meine Frage, wie das im Zeitalter von Drumcomputern noch gehen solle und ob nicht die Vermittlung afrikanischer Musik durch Gospel und Spirituals zu berücksichtigen sei, fielen auf taube Ohren. Rückblickend würde ich sagen, das war eine Form von astreinem theologischem Rassismus.

Zwanzig Jahre später sind solche Ansichten nur noch bei einer krassen Minderheit anzutreffen. Übrigens hatte damals gerade die Postmoderne begonnen, über die wir nun – 20 Jahre später – am gleichen Ort diskutieren. Was mich daran ermutigt, ist die konstruktive Ausrichtung – es wird eben nicht alles in Bausch und Bogen verurteilt. Was mich immer noch nachdenklich stimmt ist die Tatsache, dass wir diese Diskussion erst jetzt führen.

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Aus der Werkstatt: “Sünde, Kreuz und Bekehrung im Horizont der Postmoderne”

Zu diesem Thema habe ich eine Einladung des Arbeitskreises für evangelikale Missiologie (AfeM) in Januar 2008 bekommen, der über “Mission im postmodernen Europa” tagt. Ein weiteres Zeichen dafür, dass diese Diskussion nun auch in Deutschland angekommen ist. Am Tag darauf referiert Reinhold Scharnowski über Gemeindeformen.

Der Untertitel meines Referats lautet: “Zu den theologischen Inhalten missionarischer Verkündigung im postmodernen Europa”. Es sind ja noch ein paar Monate hin, aber ich habe schon einmal mein Bücherregal durchforstet und noch ein paar neue Titel bestellt. Heute aber geht erst einmal die Frage an Euch:

  • Was sollte in so einem Referat (60 Minuten) unbedingt angesprochen werden?
  • Welche Gedanken haltet ihr für besonders wichtig und relevant?
  • Wo habt Ihr dazu selbst schon referiert und/oder gebloggt?
  • Wo sollte ich nach- und weiterlesen?

Es geht ja um mehr als nur meine persönliche Perspektive. Vorab schon mal vielen Dank an alle! Ein Zwischenergebnis werde ich auf dem Emergent Forum in Erlangen am 1. Dezember vorstellen.

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