Heftige Nachwuchssorgen bei den US-Evangelikalen

Vielleicht lässt sich so besser verstehen, mit welcher Vehemenz die Debatte über emerging church in den USA geführt wird. Es steht eine Menge auf dem Spiel, weil den Evangelikalen offenbar der Nachwuchs ausgeht, wie der Kosmoblog der Zeit schreibt. Der Traditionsabbruch erreicht auch sie, es drohen “europäische Verhältnisse”:

Schätzungen gehen davon aus, dass bei Fortsetzung der gegenwärtigen Trends nur vier Prozent der derzeitigen Teenager als Erwachsen “Bibel-gläubige Christen” sein werden, im Vergleich zu 35 Prozent in der Generation der Baby-Boomer und zu 65 Prozent in der Generation des Zweiten Weltkriegs.

Und es ist ja tatsächlich die Frage, ob die emerging church noch “richtig” evangelikal ist. Oder anders herum, ob man Evangelikale in der heutigen Form in Zukunft so noch braucht. Und bevor sich jetzt jemand zu früh freut, man kann die gleiche Frage auch auf andere “Geschmacksrichtungen” des organisierten Christentums anwenden. Wenn aber alle von einander lernen, ohne dabei uniformiert zu werden, könnte so ein “Remix” ja spannend werden.

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UnGlücksspieler

Deutschland im Jackpotfieber. Ein Irrsinn, wenn man sich vor Augen hält, wie oft Lottogewinner an ihrem vermeintlichen Glück zerbrechen. Heute las ich eine beeindruckende Zusammenstellung solcher Schicksale. Die Frau eines Rekordgewinners in den USA sagt heute, sie hätte den Schein damals zerreißen sollen. Viele Lottomillionäre leben nach einiger Zeit von Sozialhilfe. Alles nur bedauerliche Einzelfälle, schwache Charaktere, unfähige Berater?

Warum wird nicht mehr über die hässliche Seite der Spielerei geschrieben und gesprochen? Erstens weil viele, einschließlich Staat und Fernsehen, gut daran verdienen. Aber Lesslie Newbigin hat völlig Recht, wenn er Geld unter die “Mächte” rechnet, die wir normalerweise ignorieren oder völlig unterschätzen. Das ist nicht nur ein materielles, sondern auch ein spirituelles Problem. Sie versprechen scheinbar Glück und sorgenfreies Leben und bringen nur allzu oft (aber eben auch nicht zwangsläufig…) das exakte Gegenteil. Mit solchen Summen werden Kräfte entfesselt, die auch gefestigte Charaktere (in letzter Zeit frage ich mich immer mehr, was genau das eigentlich ist) ins Schleudern bringen.
Was würde ich mit 35 MIllionen Euro machen? Täte es mir gut, wenn ich meinen Lebensunterhalt nicht mehr selbst verdienen müsste? Was würde aus meinen Kindern, wenn wir uns plötzlich (fast) alles leisten könnten? Was würde aus meinem Freundeskreis, wenn ich nicht mehr sicher sagen könnte, ob Leute in Wahrheit mehr an meinem Geld interessiert sind als an mir als Person? Würde ich alte Freunde verlieren, weil ich plötzlich vom Lebensstandard her in einer anderen “Liga” spiele? Kann man einen solchen Gewinn geheim halten? Was wäre in meiner Bank los, wenn so eine Summe auf mein Konto einginge? Könnten die Mitarbeiter sich das Tuscheln verkneifen oder würde jemand RTL einen anonymen Tipp geben? Was ist mit der Angst vor Räubern und Erpressern, wie gut würde ich noch schlafen? Manchmal ist es wohl besser, gar nicht in die Nähe von so viel Geld zu kommen. Der Sog kann vernichtend sein. Ich habe nicht getippt – und damit schon gewonnen.

P.S.: Warum heißt es eigentlich Glückspilz und Unglücksrabe?

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