Volltext-Anbetung

In letzter Zeit fällt mir immer mehr auf, wie sehr wir in Liedern, Gebeten und (ja, leider) auch Predigten wesentliche Glaubensinhalte in Chiffren und Kurzformeln darstellen. Paradebeispiel ist “das Kreuz”. Es gibt Gottesdienste oder Veranstaltungen, wo das Thema fortlaufend referenziert wird, aber eben immer irgendwie floskelhaft.

Es ist so lange völlig in Ordnung, solche Kurzformeln zu verwenden, wie alle Beteiligten genau wissen, worum es geht. Bei geflügelten Worten wie “die spinnen, die Römer” hört auch jeder (naja, fast jeder) die ganze Geschichte im Hintergrund. Nur ist meine Beobachtung aber die, dass zwar viele Christen auf Nachfrage die Kurzfassung sagen können, aber wesentlich weniger die Langfassung in eigenen, nicht vorgestanzten Worten (von Außenstehenden in unseren Gottesdiensten ganz zu schweigen).
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Die große Stille

Nach so einem Film mag ich gar nicht mehr viel sagen. Das Kloster La Grande Chartreuse wirkt wie ein Ort in einer anderen Welt. Merkwürdig anziehend und abweisend zugleich. Genial der Rhythmus der Wiederholung und die Einblendung von Bibelworten wie die Klage Jeremias, Gott habe ihn verführt.

Wenn dann am Ende ein blinder alter Pater vom Sterben redet, dann klingt die Furchtlosigkeit überzeugend. Mehr Kummer bereitet ihm die Gottvergessenheit der restlichen Welt. Am meisten hat mich bewegt: Diese Mönche sind Suchende. Die Großeinblendungen ihrer schweigenden Gesichter zeigen weder Härte noch Langeweile. Es ist auf seine Weise tatsächlich ein Liebesdrama der ganz anderen Art.

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