“Mach doch, was du willst”?

Hin und wieder stolpere ich über eigenartige Formulierungen beim Beten und frage mich, was da an unausgesprochenen Gedanken dahinter steht. Ich hatte in Berlin (nett: Bundespressestrand) ein interessantes Gespräch mit Bernd Oettinghaus zu dem Thema. Ein Beispiel sind die super-allgemeinen Pauschal-Gebete: Segne alle Kranken, tröste alle die traurig sind, lass überall Frieden kommen, löse alle Probleme, mach alles gut. Einerseits will man niemanden ausschließen, andererseits macht man sich nicht mehr die Mühe, noch irgendwo konkret zu werden. Es erinnert eher an das obligatorische “Ich bin für den Weltfrieden” aus Miss Undercover. Politisch korrektes Beten halt. Aber es rechnet ja auch niemand damit, dass diese Art von Gebet tatsächlich erhört wird.

Das andere, was mich immer wieder wundert, ist die Annahme, dass Gottes Wille von allein geschieht. Oder umgekehrt: Das alles, was geschieht, Gottes Wille ist, nur weil es eben “passiert” (das ist ein besserer Begriff: Gott lässt es durchgehen, aber will er es wirklich…?).

Natürlich ist Gott souverän, aber nach allem, was ich in der Bibel sehe, passiert in unserer Welt eben gerade nicht automatisch, was er will. Jesus scheint auch nicht so gedacht zu haben. Eher umgekehrt – alles mögliche Chaos scheint “von selbst”, aus eigenem Antrieb zu entstehen. Das Gute und Gerechtigkeit sind dagegen kein “Zufall”. Ob Gottes Wille geschieht, liegt daher auch in einem gewissen Maß an uns – indem wir ihn tun und indem wir dafür beten, dass er geschieht, wo es nicht an uns liegt und nicht in unserer Macht steht. Warum sonst lernen wir im Vaterunser zu beten “Dein Wille geschehe”. Gott macht also nicht sowieso schon, was er will.

Aber es gibt so eine Art fatalistisches Beten, wo wir Gott schon gar nicht mehr sagen, was wir eigentlich möchten. Vielleicht aber wartet er genau darauf? Vielleicht sind auch nur die Implikationen der Annahme, dass es beim Handeln Gottes auch auf uns ankommt, so beunruhigend, dass wir uns mit einer problematischen Interpretation von Gottes Allmacht trösten?

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