Ab und zu komme ich am Nürnberger Flughafen vorbei. An beiden Enden der Start- und Landebahn verläuft ein Zaun. Oft – fast immer – parken da Autos. Leute sitzen drin und schauen aufs Handy oder in die Gegend, bis wieder ein Flieger abhebt oder landet.
Ich könnte mir jetzt lauschigere Plätzchen vorstellen als den Flughafenzaun, aber er scheint viele magisch anzuziehen. Treibt das Fernweh sie her, die Sehnsucht nach der großen weiten Welt? Weckt der Kerosingeruch wohlige Erinnerungen an den letzten Urlaub? Und spielt das Autoradio „Über den Wolken“, während die Wärme über der Rollbahn flimmert? Oder doch eher „Take Me on Your Mighty Wings“ aus dem Soundtrack von Top Gun?
Vielleicht braucht man das manchmal. Diese Vorstellung: Ich könnte jederzeit weg von hier. Ein großer Vogel nimmt mich mit und alles, was mich stresst, bleibt da. Eskapismus (die Flucht aus der Wirklichkeit in die Phantasie) ist auch gar nichts Neues. In Friedrich Rückerts Gedicht „Vom Büblein, das überall hat mitgenommen sein wollen“ hießt es wieder und immer wieder: „Wenn nur was käme und mich mitnähme!“
Die Menschen zu biblischen Zeiten kannten das Gefühl erdrückender Enge auch. Aber mir scheint, dass sie sich in solchen Situationen nicht wegträumten – jedenfalls nicht alle. In den Psalmen heißt es über Gott: „ Er führte mich hinaus in die Weite (…), denn er hatte mich lieb!“ Es gibt ja solche Begegnungen und Beziehungen, in denen ich Freiheit und Klarheit finde.
Raus aus der Enge und dem Druck – das geht auch ganz ohne Flughafen.