Nachrichten sind wie Puzzleteilchen. Man kann sie zu aussagekräftigen Bildern zusammensetzen. Hier ein Beispiel aus dieser Woche:
Das Verkehrsministerium gibt bekannt, dass nun auch gegen Audi ermittelt wird, weil der Konzern mit einer Software in Dieselmotoren die hohen Abgaswerte auf dem Prüfstand besser aussehen ließ als im regulären Betrieb – also da, wo es wirklich zählt und wo es um die Gesundheit von uns allen geht – auch der Audi-Fahrer selbst. Bei Audi zeigt man sich überrascht – nicht von der Existenz der Schummelsoftware, sondern davon, dass die Bundesregierung diese bestätigt, ohne sich mit Audi vorher abzustimmen. Das kann ja nur bedeuten, dass solche Manöver bisher üblich waren.
Diesmal schützt der Minister nicht den Audi-Vorstand, sondern sich selbst. Vielleicht wusste er schon von dieser Nachricht: Deutschland wird seine Verpflichtungen in der Klimapolitik krachend verfehlen, und die Hauptursache dafür ist der Autoverkehr. Der Sprit ist billig, die Verbrauchswerte immer noch zu hoch, auch weil die Autos immer schwerer und die Motoren immer stärker werden. Blendend verdient haben dabei deutsche Autobauer. Untätig zugesehen hat Verkehrsminister Dobrindt und seine CSU-Vorgänger. Also wird kurzerhand Tatkraft simuliert und etwas enthüllt, was demnächst so oder so durchgesickert wäre: Auch Audi gehört zu den Trickbetrügern in Sachen Sauberkeit.
(Foto: unsplash.com)
Damit nicht genug der Täuschung: Die Bundeskanzlerin lenkt die Aufmerksamkeit und Empörung der Öffentlichkeit geschickt auf Trumps Ankündigung, dass die USA aus dem Pariser Abkommen aussteigen, und inszeniert sich selbst, ihre Regierung und Auto-Deutschland als die Guten – die wir bei genauerem Hinsehen eben gar nicht sind.
Trump macht es unseren Politikern unverschämt leicht, gut auszusehen. Darin liegt seine größte Gefahr: Alle reden über die Mauer nach Mexiko, niemand mehr über die Grenzzäune der EU.
Es kommt noch besser: Deutsche Industriekonzerne warten nicht einmal eine Schamfrist ab, bevor sie die Forderung erheben, die existierenden (zur Erinnerung: völlig unzureichenden!) Umweltauflagen zu überdenken. Deutsche Auto-Aktien legen gleichzeitig zu an der Börse. Der Berliner Kreis in der CDU schwenkt auf Trumps Kurs ein. Auf der anderen Seite kritisieren große US-Unternehmen Trumps Entscheidung und versprechen größere Anstrengungen zum Klimaschutz. Gewiss sind deren Motive auch nicht alle nobel, aber sie bewegen sich in die richtige Richtung.
Jesus erzählt einmal von zwei Brüdern, die von ihrem Vater einen Auftrag bekommen. Der eine weigert sich erst, aber dann tut er es doch. Der andere sagt Ja und macht keinen Finger krumm. Die Frage am Ende, mit wem der Vater wohl zufrieden ist, beantwortet sich von selbst. Die Frage, was das heute bedeutet, auch.
Die Frage, wie wir das bewerten, beantworten wir bei der Bundestagswahl im September. So oder so.