Die Mauersegler sind wieder da. Über 10.000 Kilometer weit sind sie geflogen, um hier Nester zu bauen und ihre Jungen aufzuziehen. Jetzt ziehen sie ihre Kreise über meiner Straße und ich höre ihre schrillen Rufe.
Ich freue mich, sie zu sehen – und staune, wie diese kleinen Vögel diese gewaltige Entfernung zurücklegen, Jahr um Jahr. Ende Juli fliegen die ersten schon wieder zurück. Seit tausenden von Jahren ziehen sie ihre Bahnen am Himmel. Da ist noch etwas in Ordnung – ein uraltes, lebensfreundliches Muster.
Es ist durchaus ein Kompliment (und ein tröstliches Signal), dass die gefiederten Stammgäste uns immer noch jedes Jahr besuchen kommen. Klimakrise und Insektensterben machen es ihnen ja nicht leichter. Und doch halten sie uns die Treue.
Vielleicht liegt es an dieser Treue, dass ich mir wünsche, wir wären Ihnen auch gute Gastgeber. Sie brauchen ja nicht viel: Geeignete Nistplätze an den Häusern, weniger Schadstoffe in Luft, Böden und Wasser.
Ich bin überzeugt, wenn wir dafür sorgen, tun wir nicht zuletzt uns selbst einen Gefallen. Ich hoffe, die neue Bundesregierung versteht das eines baldigen Tages auch noch. Bisher scheint sie Arten- und Klimaschutz eher als lästigen Kostenfaktor für die (Agrar-)Industrie zu verstehen. Sie sollte den Bestand der Mauersegler in ihre Kennzahlen aufnehmen und in ihre Entscheidungen einbeziehen.
(Bild: Walter Brunner auf Unsplash)