Fundgrube

Heute bin ich auf den Blog Natur des Glaubens von Michael Blume gestoßen. Aus der Fülle interessanter Beiträge im Grenzbereich von Biologie und Religionswissenschaft fand ich beim ersten Herumblättern – und es gibt noch viel zu entdecken – zwei besonders interessant:

Ein Bericht über das Buch Mothers and Others von Sarah Hrdy, das eine „weibliche“ Perspektive der menschlichen Evolution entfaltet, in dem die „männliche“ Lesart der Frühgeschichte unserer Gattung, die vorwiegend blutige Beutezüge und Stammeskämpfe am Werk sah, korrigiert wird. Anders als bei Primaten und anderen Säugetieren, bei denen alles an den Müttern hängt, wurden und werden Menschenkinder gemeinschaftlich erzogen. Nicht nur die Väter, sondern auch Großeltern waren und sind beteiligt. Das ist nicht nur zur Entwicklung intellektueller und sozialer Fähigkeiten wichtig, sondern auch für die Entwicklung von Religiosität. Denn auch die meisten religiösen Gemeinschaften haben den Charakter der Großfamilie („as-if kin“).

Und ein Post über Hirnforschung bezüglich Spiritualität und Religion, der auf spannende Zusammenhänge verweist: Spirituelle Erfahrungen, etwa des „absoluten Einsseins“, spielen sich in anderen Gehirnregionen ab als religiöse Aktivitäten wie das Gebet. Es gibt tatsächlich religiöse Menschen ohne spirituelle Erfahrungen und Spiritualität ohne religiösen Bezug. Religiosität kann als gemeinschaftsbildend und -fördernd verstanden werden. Spiritualität dagegen spielt bei der Überwindung von Egoismus und Fremdenfeindlichkeit eine Rolle. Insofern ist es mehr als sinnvoll, beides zusammenzuhalten. Eine Spannung bleibt: Mystiker wehren sich gegen die Definitionen und Gottesbilder konkreter Glaubensgemeinschaften und -traditionen, Religionsgemeinschaften dagegen haben ein ambivalentes Verhältnis zu Mystikern. Auch gut formuliert: die abschließenden Gedanken zur Frage, ob Gott ein Hirngespinst ist.

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