Gestern stieß ich auf das Evangelical Manifesto. Es möchte angesichts von Missverständnissen und Verzerrungen helfen bei der Suche nach einer tragfähigen Identität und dabei alte Fehler vermeiden. Ich finde, das ist den Amerikanern gut gelungen. Und weil auch andernorts diskutiert wird, wie der Begriff zu verstehen und zu füllen ist und welche Art von Identifikation er (noch?) bietet, greife ich hier ein paar Punkte heraus, die der Diskussion bei uns (zuletzt u.a. in Der E-Faktor. Evangelikale und die Kirche der Zukunft) vielleicht auch weiter befruchten könnten.
Der Anfang des 20-seitigen Dokuments dient der Position: „Hier stehen wir“. Was an Luther erinnert, soll hier vor allem mit möglichst wenig Negation geschehen, prägend ist, wofür Evangelikale einstehen, und nicht, wogegen sie sind. Und die Anliegen, die Evangelikale positiv ausmachen, werden auch nicht exklusiv verstanden, sondern verbinden Evangelikale und andere christliche Traditionen:
Evangelicals are committed to thinking, acting, and living as Jesus lived and taught, and so to embody this truth and his Good News for the world that we may be recognizably his disciples.
Es folgen dann sieben theologische Bestimmungen, die recht traditionell und ausgesprochen christozentrisch (d.h. für mein Empfinden nicht ebenso explizit trinitarisch) daherkommen: Das Bekenntnis zur Göttlichkeit Christi, zur Versöhnungstat am Kreuz, neuem Leben aus dem Geist Gottes, zur Autorität der Schrift, zu einem ganzheitlichen Verständnis von Nachfolge, zur eschatologischen Hoffnung auf das Kommen Christi und siebtens finden sich die fünf Aufträge aus Rick Warrens Ekklesiologie auf der Liste.
(Fortsetzung folgt)