Ehe ist nie „natürlich“

in diesen Tagen ist mir der Begriff der „natürlichen Ehe“ ein paar Mal begegnet. Offenbar wird er gerade als Kampfbegriff gegen die „Ehe für alle“ in Stellung gebracht. Einmal abgesehen davon, dass man mit dieser Klassifikation natürlich den Versuch einer Exklusion aller „widernatürlichen“ Lebensformen bestenfalls notdürftig bemäntelt, hat der Sprachgebrauch noch einen anderen Pferdefuß:

Ehe (als „Bund“ – also ein Rechtsinstitut, ein Versprechen, ein Ethos der Treue und Fürsorge) ist kein natürliches Arrangement. Weder lässt sie sich durch positive Vergleiche mit „monogamem“ Verhalten anderer Lebewesen begründen noch lässt sie sich durch vulgärdarwinistische Vorstellungen vom instinktgesteuerten Streben nach maximaler (und relativ wahlloser) Verbreitung des eigenen Erbguts diskreditieren. Aus natürlichen Phänomenen (oder dem, was man dafür hält) Normen abzuleiten, ist ein notorisch heikles Unterfangen.

Ehe ist ein Kulturphänomen. Sie ist es schon immer gewesen, sie wird es immer bleiben. Daher wandelt sich unsere Vorstellung von Liebe und Ehe auch ständig. Daher müssen wir für eine gute Ehe sogar manchmal gegen unsere – höchst natürlichen – Kampf- und Fluchtinstinkte oder gegen unsere ebenso natürliche Trägheit handeln.

Mit scheint, die Ehe ist ebenso „natürlich“ wie nackt durch die Gegend zu laufen.

Das spricht keinesfalls gegen die Ehe, wohl aber gegen die Verabsolutierung bestimmter historisch gewachsener und bedingter Auffassungen mit solch zweifelhaften Argumenten.

thEiR diFferENceS by 27147, on Flickr
Creative Commons Creative Commons Attribution-Noncommercial-No Derivative Works 2.0 Generic License by 27147

Share

21 Antworten auf „Ehe ist nie „natürlich““

  1. „Mit scheint, die Ehe ist ebensowenig „natürlich“ wie nackt durch die Gegend zu laufen.“

    Müsste es nicht eigentlich heißen:

    „Mir scheint, die Ehe ist ebensowenig „natürlich“ wie angezogen durch die Gegend zu laufen.“

    Denn nackt ist ja hier tatsächlich das „natürliche“ 🙂

    1. Nein, für den Menschen als Kulturwesen ist es ja eben nicht natürlich, nackt herumzulaufen (lediglich die FKK-Freaks sehen das anders). Wobei „nackt“ nun unterschiedlichen kulturellen Definitionen unterliegt. Und es ist schon gar nicht „natürlich“ in dem normativen Sinn, auf die das Konstrukt „natürliche Ehe“ zielt.

      1. Ich hatte deinen Satz anders gelesen. Ungefähr in diesem Sinne:
        – Die Ehe ist nicht natürlich, sondern eine gesellschaftliche Übereinkunft die einem unregelmäßigen Wandel unterliegt (und in der Steinzeit wahrscheinlich gar nicht existierte). Aber: Viele Menschen heiraten. Entweder weil sie es für eine gute Sache halten oder dies in der gesellschaftlichen Gruppe in der sie leben gerne gesehen wird.
        – Das Tragen von Kleidung ist nicht natürlich, sondern basiert zum einen auf praktischen Überlegungen (Temperatur, Ungeziefer, Verletzungsgefahr), kulturellen Vorgaben (hier eher im Sinne der Vermeidung von „Nacktheit“) und ästhetischen Überlegungen. Die beiden letztgenannten Begründungen sind einem unregelmäßigen Wandel unterworfen.

        In dieser Lesart funktioniert der Satz auch als
        „Die Ehe ist ebensowenig „natürlich“ wie angezogen durch die Gegend zu laufen“
        und entlarvt den normativen Sinn des Konstrukts „natürliche Ehe“ noch mehr. Denn wer (wie die Vertreter der „natürlichen Ehe“) mit der „Natur“ argumentieren will muss die Natur ja so nehmen wie sie ohne Zutun ist und nicht die kultivierte Variante (Vorsicht Zeitgeist ;-))

        1. Ok, so herum kann man es auch verstehen. Dann ist die Formulierung noch etwas provokanter. Ich kann’s oben ja mal ausbessern 🙂

  2. Eine Frage dazu: Inwieweit darf man sagen, dass die sexuelle Verbindung eines Mannes mit einer Frau natürlich ist? Die Beschaffenheit der Geschlechtsorgane scheint mir diese Aussage zu unterstützen. Oder ist das zu biologistisch gedacht?

    1. @Markus: Der Punkt ist hier glaube ich, dass Sex und Ehe nicht das gleiche und letztere nicht „natürlich“ ist – insbesondere nicht in biologistischer Betrachtungsweise 😉

    2. Aus der „Beschaffenheit der Geschlechtsorgane“ lässt sich bestenfalls ableiten, dass männliche und weibliche kompatibel sind und dass beides zur Reproduktion gebraucht wird. Die „Verbindung eines Mannes mit einer Frau“ (mit der Betonung auf „ein“ – also nicht „irgendein“) lässt sich allein daraus aber noch lange nicht ableiten. Das ist ein moralisches Urteil und/oder eine kulturelle Konvention. Über deren Sinn und Richtigkeit kann die Biologie nicht urteilen.

      1. Natürlich ist Sex und Ehe nicht das gleiche. Aber man kann es auch nicht voneinander trennen. Der Artikel behauptet ja, der Begriff natürliche Ehe wäre ein Kampfbegriff gegen die „Ehe für alle“, die im Moment hauptsächlich die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare im Fokus hat. Ich empfinde meine Frage als nicht beantwortet. Ich formuliere sie noch einmal ein wenig anders: Hat die Aussage, dass die Eheschließung eines Mannes mit einer Frau „natürlich“ ist, angesichts des der Ehe innewohnenden sexuellen Aspekts und angesichts der kulturunabhängigen biologischen Gegebenheiten nicht doch eine sachlich rationale Berechtigung? Ich lese Römer 1, 27 so, dass wohl auch Paulus dieser Auffassung war, wenn er das Wort „natürlich“ für die heterosexuelle Verbindung zweier Menschen verwendet. Oder habe ich ihn falsch verstanden?

  3. Danke für die Rückfrage. Natürlich verwenden Menschen den Begriff „natürlich“ auf unterschiedliche, kulturell geprägte Weise. Paulus ist ein schönes Beispiel, weil er es ja auch unnatürlich oder widernatürlich fand, dass Männer lange Haare tragen. Ebenso galt es als „natürlich“, dass Männer beim Sex die aktive, Frauen die passive Rolle einnehmen. Sehen wir heute alles nicht mehr so.
    Wir würden heute alles als „natürlich“ bezeichnen, was biologisch bedingt ist. So verlief ja auch unsere Diskussion bis hierher.
    Also: Auch unsere Definition von „Natur“ ist Produkt unserer Kultur. Diese Komponente bekommen wir nicht aus dem Spiel. Und die Kultur hat sich gewandelt. Nur deswegen führen wir diese Diskussion. Man kann über den Wandel glücklich sein oder nicht. Aber die eigene Position als natur- (und damit ja in der Regel auch gottgegeben) hinzustellen, erschwert jede Verständigung.

    „Ehe für alle“ ist das Anliegen, eine kulturelle Errungenschaft (die Ehe) so zu interpretieren, dass sie ohne diskriminierenden Ausschluss gleichgeschlechtlicher Paare gelebt werden kann. Es geht also gerade nicht um Sonderrechte und Sondergruppen, sondern um das, was alle verbindet und woran alle teilhaben. Dagegen befestigt das Reden von der „natürlichen“ Ehe solche Kategorisierungen, Stereotypisierungen und Marginalisierungen von Minderheiten.

    1. Hm, also mir will das ehrlich gesagt immer noch nicht einleuchten. Reden wir aneinander vorbei? Trennen wir doch noch einmal ganz sauber die beiden Ebenen:
      – Bei Kulturfragen wie der Haarmode (die hat ja auch Paulus als „Sitte“ bzw. „Brauch“ bezeichnet 1. Kor. 11,16) stimmt sicher oft der Satz: „Auch unsere Definition von „Natur“ ist Produkt unserer Kultur.“
      – Biologische Gegebenheiten wie die Tatsache, dass männliche und weibliche Geschlechtsorgane kompatibel sind und beide zur Reproduktion gebraucht werden sind hingegen ein Produkt von Genen und unterliegen keinen kulturellen Trends.
      Soweit d‘accord? Nun sagst Du: „Wir würden heute alles als „natürlich“ bezeichnen, was biologisch bedingt ist“. Genau. Umso weniger verstehe ich warum man dann nicht auch die genannten biologischen Gegebenheiten als sachlich rationales Argument dafür betrachten darf, die heterosexuelle Ehe als natürlich zu bezeichnen, weil sie zur natürlichen biologischen Beschaffenheit des Menschen passt und weil man Ehe und Sex nun einmal nicht trennen kann und wir daher die biologische Komponente eben auch nicht aus dem Spiel bekommen. Oder stehe ich hier in meinem Gedankengang irgendwo auf dem Schlauch?
      Ich finde diese Frage wichtig, weil ich persönlich das biologische Argument in den aktuellen Diskussionen als unterbelichtet empfinde. Aber vor allem frage ich mich, wie ein Dialog gelingen kann. Ich verstehe zwar, dass dieser Begriff bei betroffenen Menschen negativ ankommen kann. Aber darf das dazu führen, dass rationale Sachargumente nicht mehr benutzt werden dürfen? Es erschwert m.E. die Verständigung extrem, wenn man bestimmte Begriffe generell tabuisiert, indem man alle, die sie verwenden, pauschal und vereinfachend der „Diskriminierung, Stereotypisierung oder gar Marginalisierung von Minderheiten“ bezichtigt. Verschiedene Menschen füllen gleiche Begriffe oft sehr unterschiedlich. Pauschale Verurteilungen führen deshalb m.E. leicht dazu, dass man einem Teil der Menschen nicht gerecht wird und dadurch unnötige Gräben aufwirft, die Dialog und Versöhnung verhindern statt fördern.

      1. @Markus: Ich glaube der Artikel von Peter bezieht sich vor allem auf den „wollenden“ (mit Absicht herbeigeführten) Akt der Vebindung (Ehe) zwischen zwei Menschen und dass dieser nicht einfach so „natürlich“ passiert.
        Wenn man das „natürliche“ mit der Art der Geschlechtsteile verbinden will müsste man zuerst genau beschreiben warum man eine Ehe überhaupt anstrebt. Die Frage wäre dann meiner Meinung nach nur wesentlich wenn Sex der einzige Grund zum heiraten wäre.

        Nehmen wir aber einmal an, dass wirklich nur der Sex wäre, möchte ich gerne einen kleinen Gedankenanstoss geben:
        Bei der überwältigenden Mehrheit der Menschen ist das äussere Geschlecht auch das Geschlecht dem sie sich zugehörig fühlen. Es gibt aber Phenomene wie z.B. des sogenannten XX-chromosomen Mannes (findet mal auf Google). Gemäss den Chromosomen sollte er eigentlich eine Frau sein, aber er hat alle körperlichen Merkmale einer Frau. Die Wissenschaft ist immer noch am untersuchen, weshalb so ein Phenomen vorkommt.
        Zu welchem Geschlecht fühlt sich so ein Mann jetzt hingezogen (bzw. was wäre für ihn sexuell empfunden natürlich)? Zu einer Frau oder einem Mann? Ich bin kein Wissenschaftler und ich behaupte auch nicht, dass ich die Antwort(en) auf diese Frage(n) habe, aber ich glaube, dass es etwas komplizierter ist als die Form unserer Geschlechtsteile. Schliesslich sind auch XX-chromosom Männer Geschöpfe Gottes und wie wir nach seinem Ebenbild erschaffen.

        Ich wollte einfach mal einen Gedankeanstoss geben. Bin selber viel am überlegen über diesem Thema.

      2. Markus, Deine „biologischen Gegebenheiten“ würden doch nur dann klar für die Ehe nach Deinem Verständnis sprechen, wenn immer nur ein ganz bestimmter Mann zu einer ganz bestimmten Frau biologisch „kompatibel“ wäre. So sind es aber nur Männer und Frauen im Allgemeinen und das lässt alle möglichen Arrangements offen, die Dir nicht gefallen dürften (die aber, sollte das der primäre Zweck der Ehe sein, wie manche meinen, durchaus zur Fortpflanzung und Erhaltung der Art beitragen).
        Das sind also alles „rationale Sachargumente“, wenn ich auf die Problematik des Naturbegriffs hinweise. Aber leider zeigt die Geschichte allzu deutlich, dass alles, was als nicht „natürlich“ gilt, früher oder später (meistens früher) als „krankhaft“ und „schädlich“ dargestellt wird und dass es dann nur noch ein kleiner Schritt zur Repression und Gewalt ist.
        Wie „Biologie“ zur Diskriminierung eingesetzt werden kann, sieht man ja bei Thilo Sarrazin wunderbar. Der ist im Übrigen auch der Meinung, dass er nur sachlich argumentiert und ein Opfer der Meinungsmafia ist. Ich tabuisiere nicht den Naturbegriff, ich stelle nur fest, dass der Terminus „natürliche Ehe“ ein Versuch ist, Diskriminierung rhetorisch zu verschleiern, und dass er sachlich nicht überzeugt, weil er einen Kategorienfehler enthält.

        1. Wir werden das hier wohl nicht lösen können. Natürlich spricht das biologische Argument nicht z.B. gegen Polygamie. Aber das ändert nichts daran, dass es etwas über gleichgeschlechtliche Verbindungen aussagt. Die Empörung über Frau Kramp-Karrenbauer hat für mich nahegelegt, dass die Ausweitung des Ehebegriffs auf Polygamie für die Ehe-für-Alle-Befürworter kein Thema ist, oder etwa doch?
          Ich will aber noch etwas zum Stil der Debatte sagen: Wenn Du sagst: „ICH STELLE FEST, dass der Terminus „natürliche Ehe“ ein Versuch IST, Diskriminierung zu verschleiern“, dann hängst Du anderen Menschen pauschal niedrige Motive an. Sarrazin kann m.E. diese pauschale Diffamierung nicht legitimieren, denn Beifall von der falschen Seite sagt nichts über die Qualität eines Arguments. Fairer Dialog muss das Argument besprechen und den Diskutanten individuell ernst nehmen statt den Baum nach seinem Fallobst beurteilen. „Repression und Gewalt“ gibt es übrigens auch, wenn die Natur bzw. das Natürliche verleugnet und die Natur künstlich verbogen wird, man denke nur an das Drama der Leihmutterschaft, das z.B. hier eindrücklich geschildert wird: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/leihmutterschaft-fuer-homosexuelle-13529689.html

        2. …wobei ich Dir natürlich genauso leider absolut recht geben muss, dass es in der Tat immer noch bedrückend viele Leute gibt, die sich mit biologischen und anderen Argumenten in menschenverachtender Weise äußern.

          1. Danke fürs Dranbleiben. Ich möchte Dir keine unfeinen Motive unterstellen, und es tut mir leid, wenn das so rüberkam; allerdings glaube ich, dass es da, wo ich den Begriff entdeckt habe, tatsächlich nur darum ging, eine bestehende Ablehnung mit neuen Argumenten zu rechtfertigen, nicht sie zu überdenken. Wie auch immer, ich habe eben nochmal einen kurzen Post zum Verhältnis von Ehe und Fortpflanzung in den biblischen Schöpfungserzählungen geschrieben.

  4. „Natürlich“ => ontologisch
    In seinem Blog versucht Peter Aschoff die Kritik an der „Ehe für alle“ zu entkräften, in dem er den Begriff der „natürlichen Ehe“ kritisiert und die Ehe auf ihre kulturelle Dimension und das Versprechen der Treue reduziert. Ich kenne die Quellen nicht, in denen Peter Aschoff diesem Begriff der natürlichen Ehe begegnet ist, und kann deshalb nicht die Intention jener Begriffsverwendungen kommentieren. In der christlichen Weltanschauung ist der Begriff der Natur jedenfalls nicht auf eine evolutionistische Betrachtung der Tier- und Pflanzenwelt beschränkt, sondern umfasst auch den Menschen als herausragenden Teil der Natur, der in der Tat kulturschaffend vor Gott in Verantwortung steht. Vergleiche mit der Tierwelt sind aus christlicher Sicht unnötig und können zur Diskussion nichts beitragen. Im Blick auf den Menschen geht es bei der Frage nach der „Natur“ des Menschen vielmehr um seine Wesenhaftigkeit, hinter der die Intention Gottes steht. Deshalb halte ich es für notwendig, dass wir uns mit der Ontologie der Ehe, also dem eigentlichen Wesen der Ehe auf umfassende Weise aus Sicht der christlichen Weltanschauung auseinandersetzen, anstatt uns in eine linksprogressive Minimaldefinition der Ehe zu verlieben:
    Am besten beschreibe ich, was ich mit „Minimaldefinition“ meine, in dem das Hauptargument für die Homoehe darstelle:
    a) Heterosexuelle und homosexuelle Partnerschaften sind auf Treue und gegenseitige Verantwortung hin angelegt.
    b) Heterosexuelle Partnerschaften bezeichnet man als Ehe (& segnet man in der Kirche)
    c) Daraus schließt sich, dass homosexuelle Partnerschaften auch als Ehen anerkennen und zu segnen sind.

    In folgender Analogie wird deutlich, dass dieser reduktionistische Ansatz zu einem Fehlschluss führt:
    a) Sonne und Mond werfen Licht auf die Erde.
    b) Die Sonne ist ein Stern.
    c) Daraus schließt sich, dass der Mond ein Stern ist.
    Die ersten beiden Aussagen sind zutreffend. Die dritte Aussage nicht. Der Grund dafür ist ontologischer Natur: Der Mond ist von seinem Wesen her etwas kategorial anders als die Sonne, auch wenn beide die Funktion „Lichter für die Erde“ haben (vgl. Genesis 1). Der kategoriale Unterschied liegt in der Produktion (Sonne) versus Reflexion (Mond) von Energie. Der Analogieschluss ist offensichtlich.
    Das übliche Gegenargument der Homolobby ist nun: Was ist aber mit kinderlosen Ehen oder mit Menschen, die erst im Altenheim heiraten? – Zurück zur Analogie: Auch ein Stern der Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist und praktisch kein Licht auf die Erde wirft, ist in sich selbst ein Stern. Auch ein weiser Zwerg (ein fast erloschener Stern) ist ein Stern und ontologisch unterscheidbar von einem Mond.
    Wenn in einem demokratischen Staat, die Mehrheit der Bevölkerung homosexuele Verantwortungspartnerschaften ökonomisch priveligieren möchte, dann ist das natürlich möglich. Aber diese Partnerschaften dann als Ehe „aufzuwerten“ ist so unsinnig, wie den Mond als Stern zu bezeichnen.

    Übrigens: In meiner Nachbarschaft lebten zwei ledige Geschwister. Sie zogen nie aus ihrem Elternhaus aus. Sie führten bis zu ihrem Tod über 5 Jahrzehnte hinweg einen gemeinsamen Haushalt und waren einander treu in der Verantwortung für einander. Niemand wäre auf die Idee gekommen sie aufgrund des gemeinsamen Haushalts und der Treue zu einander als Ehepaar zu bezeichnen.

    1. Es fällt mir wirklich schwer, diese abstruse Argumentation ernst zu nehmen. Freilich sind Himmelskörper unterscheidbar. Mit einer so willkürlich konstruierten Analogie zu unterstellen, dass zwischen Menschen aufgrund unterschiedlicher sexueller Orientierung ein derart kategorischer Unterschied besteht wie der zwischen Sonnen und Planeten, ist schon ziemlich dreist. Was soll damit denn nun bewiesen oder begründet werden? Nach derselben Logik ließe sich auch argumentieren, dass Wale und Ameisen in die Kategorie „Tier“ fallen, aber längst nicht dasselbe sind.

      Davon reden wir aber gerade nicht. Wir reden davon, dass verschiedene Menschen gleiche Würde haben und gleiche Behandlung verdienen, weil sie eben alle Menschen sind. Aber wenn (politisch) nicht sein kann, was (dogmatisch) nicht sein darf, dann ist anscheinend jedes an den Haaren herbei gezogene Argument recht, wie dieser Kommentar in aller Deutlichkeit erkennen lässt.

      1. Da die Bedeutung der Analogie verborgen blieb (=abstrus), hier der Versuch Licht ins Dunkel zu bringen:
        A) Die Analogie vergleicht nicht Menschen verschiedener sexueller Orientierung, und hinterfragt damit auch nicht ihre unbestreitbare Würde. Vielmehr vergleicht die Analogie das Wesen zwischenmenschlicher Beziehungen mit dem Wesen der Beziehung von Sonne -Erde versus der Beziehung Mond -Erde. Das ist in meinem Blogkommentar nicht klar genug geworden.
        B) Der Kern der Analogie besteht nun in der Beobachtung, dass so wie die Sonne sich entscheidend dadurch auszeichnet, Licht-GENERIEREND zu sein und damit von existenzieller Bedeutung für das Leben auf der Erde ist, sich auch Ehen (in sich, aus sich selbst heraus, natürlich, ontologisch…) dadurch auszeichnen Leben-GENERIEREND für den Fortbestand der Menschheit zu sein. Homosexuelle Partnerschaften dagegen sind (in sich, aus sich selbst heraus, aufgrund ihrer Natur, in ihrem Wesen…) offensichtlich nicht Leben-generierend.
        In der judeo-christlichen Weltanschauung ist dieses grundsätzliche Potential der Verbindung zwischen Mann und Frau das zentrale Attribut, wenn auch nicht einzige Attribut, der Ehe.
        C) Ein zweites Attribut der Ehe z.B. ist, dass sie von Gott her auf lebenslange Treue angelegt ist. DARIN können sich Ehen und andere Arten zwischenmenschlicher Partnerschaften gleichen. In der Analogie gesprochen: Erde und Mond stehen genauso durch die Gravitationskraft miteinander in Verbindung, wie es auch bei Erde und Sonne der Fall ist. Wenn nun die Ehe auf das Attribut der Liebe und Treueversprechens reduziert wird, dann wird diese Minimaldefinition von Ehe dem Wesen der Ehe, wie sie in der judeo-christlichen Weltanschauung verstanden wird nicht gerecht. Wurde meine Argumentation dadurch rational nachvollziehbarer?

        Damit fordere ich nicht, dass homosexuelle Partnerschaften vom Staat verboten werden sollen. Ich habe nur begründet, warum sie innerhalb der christlichen Weltanschauung aufgrund ihres Wesens nicht als Ehe gelten können. Damit habe ich auch noch keine ethische Wertung getroffen, das wäre ein anderes Thema.

        Übrigens sind in Deutschland alle Männer und alle Frauen bereits gleichberechtigt. Es werden nur die Verbindungen, die sie eingehen unterschiedlich behandelt, weil diese Verbindungen eben auch von unterschiedlicher Natur sind, das heißt, ich meine natürlich, dass sie ein unterschiedliches Wesen haben.

  5. In den hier aktuell aufgeführten Diskussionspunkten wird ein wichtiger Aspekt übersehen: Die Ehe ist ein zivilrechtliches Konstrukt – kein geistliches.
    Und da wo uns in der Bibel die Ehe begegnet ist sie in den seltensten Fällen monogam ausgelegt. Allein daran merkt man schon, dass der zivilrechtliche Ehebegriff etwas sehr kulturbezogenes ist und einem gesellschaftlichen Wandel unterliegt. Auch unter Christen – zumindest sind die Forderungen nach einer „bibeltreuen“ Vielehe (die übrigens zivilrechtlich zu größeren Problemen führen würde) nichts, was jemand den ich kenne jemals ernsthaft gefordert hätte…

    Die Aussagen der Bibel beziehen sich also weniger auf das Konstrukt „Ehe“ als auf das Konstrukt „verlässliche Partnerschaft“.

    Ein echtes Ja der Bibel zu homosexuellen Partnerschaften kann ich aber auch nicht erkennen, weswegen ich eine kirchliche Segnung oder Ehe schwierig sehe, aber mit einer zivilrechtlichen Ehe keine Probleme hätte. Zumindest so lange damit kein Adoptionsrecht verbunden ist.

    1. Oh, jetzt machst Du ein neues Fass auf, Daniel. Zivilrecht würde in der bisherigen Linie ja unter „Kultur“ fallen, nicht unter „Natur“. Die Frage wäre jetzt, wie sich „geistlich“ zu „kulturell“ auf der einen Seite und „natürlich“ auf der anderen verhält. Freilich gibt es in de Bibel kein explizites Ja zu homosexuellen Partnerschaften – ebenso wie es kein explizites Nein dazu gibt, sondern die Ablehnung im AT und wohl auch bei Paulus bezieht sich ja auf bestimmte Akte und Praktiken, nicht auf das, was Du unter „verlässliche Partnerschaft“ anschneidest. Beides hat einen kulturellen Kontext. Dieser Kontext ist heute anders, und daher stellt sich die Frage, ob wir (wieder einmal) unser Verständnis von Ehe und Familie anpassen, und wie wir dabei das Wesentliche der biblischen Tradition (Treue, Fürsorge, Liebe und vieles mehr) bewahren. Meine Frage wäre, ob nicht auch diese Anpassung „geistlich“ sein kann, in dem Sinne, dass es der Geist Gottes ist, der die Kirche dazu befähigt, in neuen Situationen auch neue Lösungen zu finden (Joh 16,13).

      1. Ich würde das Verhältnis der drei Begriffe so beschreiben:
        „Kultur“=Werte die in einem bestimmten historischen und geographischen Kontext als allgemein gültig angesehen werden. (Hier findet man über die Jahrtausende hinweg sehr unterschiedliche Definitionen von Ehe)
        „Geistlich“=Werte von denen jemand meint, dass sie Gottes Willen unabhängig vom kulturellen Kontext darstellen (Hier würde ich Ehe an sich eher nicht ansiedeln, s. u.)
        „Natürlich“=Biologische Gegebenheiten, die man so in der Natur vorfindet. (Ehen findet man dort nicht, um auf den Titel des Postings zurückzukommen).

        Die biblischen Aussagen zur Ehe wie 2. Mo 20,14 sehe ich so, dass sie das kulturelle Konstrukt der Ehe voraussetzen und in diesem (sehr besitzorientierten) Kontext eine Regelung schaffen ohne die Notwendigkeit einer Ehe zu begründen. Und in Markus 10,9 wird – denke ich – eine ganz andere Dimension von Ehe angedeutet als die zivilrechtliche. Ich würde das mal als eine Art metaphysische Ebene zwischen einem Mann und einer Frau beschreiben, die weit über das Körperliche hinausgeht und auch mit der zivilrechtlichen Ehe nicht wirklich etwas zu tun hat. Ein spannender Gedanke, den man mal weiter verfolgen könnte.

        Dass die Bibel homosexuelle Partnerschaften auf Augenhöhe ablehnt kann ich dort auch nicht explizit entdecken, da diese dort nicht vorkommen. Ob sich die bekannten Aussagen im AT und bei Paulus auf bestimmte Kontexte und Praktiken beziehen kann ich zu wenig einschätzen. Ob „das wesentliche“ der biblischen Tradition (nur) „Treue, Fürsorge, Liebe und vieles mehr“ sind ebensowenig. Ich habe mir hierzu noch keine abschließende Meinung gebildet. Wegen des fehlenden expliziten Ja fände ich es (wie schon geschrieben) schwierig gleichgeschlechtliche Partnerschaften an sich als „gottgewollt“ zu bezeichnen und sie in einer kirchlichen Zeremonie so darzustellen, würde sie aber (wegen des fehlenden expliziten Nein) auch nicht „verteufeln“. Eine Position die leider niemandem wirklich weiterhilft, fürchte ich.

Kommentare sind geschlossen.