Ich brauche einen neuen Rucksack. Also – erst mal die Tests in Outdoor-Magazinen lesen. Dabei stolpere ich über eine seltsame Überschrift: „Was gehört in einen Fluchtrucksack?“.
Ich will ja nur Wandern, nicht flüchten. Trotzdem, meine Neugier ist geweckt: Wozu soll das gut sein? Es gehe darum, heißt es da, auf das Unvorhersehbare vorbereitet zu sein. Und für den Fall, dass ich meine Wohnung Knall auf Fall verlassen muss, brauche ich Nahrung, Wasserfilter, Kleidung, Licht, Verbandszeug – solche Sachen.
Naja, denke ich mir. Unwahrscheinlich, dass ich das in absehbarer Zeit brauche. Jahaa, sagt eine Stimme in meinem Hinterkopf, das haben schon viele gedacht. Das ist ja das Problem mit dem Unvorhersehbaren: Man sieht es nicht kommen.
Vielleicht sollte ich tatsächlich einen Fluchtrucksack packen, denke ich mir. Als dauerhafte Erinnerung daran, dass der Unterschied zwischen mir und den vielen Menschen, die irgendwo aus dem Rucksack oder Koffer leben, nur etwas Unvorhersehbares ist.
Ein paar Tage später stehe ich in der Outdoor-Abteilung eines großen Sportgeschäfts. Neben mir unterhalten sich eine Verkäuferin und eine Kundin: Wie groß soll der Rucksack denn sein, fragt die Verkäuferin. Die Kundin weiß es nicht genau. Und dann sagt sie, zu meiner größten Überraschung, dass sie einen Notrucksack packen möchte. Damit er griffbereit ist, wenn etwas passieren sollte.
Was genau das ist, das sagt sie nicht. Aber sie empfindet offenbar ein latentes Unbehagen. Die Verkäuferin sagt nachdenklich, sie hätte noch keinen Fluchtrucksack. Aber ich frage mich, ob nicht viel mehr Menschen im Stillen dieses Unbehagen auch spüren.

