A Sense of Wonder

Vor anderthalb Jahren sollte ich einen Text darüber schreiben, wie es ist, wenn man auf seinen 50. Geburtstag zugeht. Ich nahm drei Anläufe und stellte schließlich fest, dass ich es nicht sagen konnte, weil ich einfach noch nicht da war. Man kann die eigene Entwicklung nicht gedanklich extrapolieren (um es mal mathematisch zu sagen) und dann zurückschauen wollen.

Hebron

Jetzt aber liegt tatsächlich ein Jahrzehnt hinter mir mit Erfahrungen, die mich verändert haben – mehr als die Dekade zuvor. Wenn ich nachdenke über das Leben und die Welt, über Theologie und Politik, dann fällt mir auf, wie groß der Unterschied ist. Aber auch die Art der Veränderungen war eine andere. Die Beben fanden viel tiefer unter der Oberfläche statt. ich habe in mehr und tiefere Abgründe geblickt als zuvor. Und es war wohl das tränenreichste Jahrzehnt bisher, auch das gehört dazu.

Der 9. Juni ist der Gedenktag des St. Columba von Iona, Patron der Buchbinder und Dichter. Zwei von vielen Gründen, warum mich der große Crimthann nun schon seit Jahren fasziniert. Apropos Poeten: Aus dem Lautsprecher neben mir fragt sich Bruce Cockburn gerade, wo nur die Löwen geblieben sind, und stellt dann fest Some kind of ecstasy got a hold on me

Ecstasy – da war doch was: Die Juden feiern 50 Tage nach dem Passa ein Erntefest. Christen feiern die Ausgießung des Geistes. Das lässt sich vielleicht auch auf ein Menschenleben übertragen: Freudig einsammeln, was gewachsen ist. Dann stellt sich die Begeisterung und das ekstatische Gefühl ganz von selbst ein.

Van the Man gibt meine Stimmung heute gut wieder:

Didn’t I come to bring you a sense of wonder
Didn’t I come to lift your fiery vision bright
Didn’t I come to bring you a sense of wonder in the flame

 

 

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