Der Kriminologie Christian Pfeiffer untersucht Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Das Thema ist ja leider bleibend aktuell und keineswegs auf die katholische Kirche beschränkt. Auf die Frage der Zeit, ob er keine Mühe habe, seine Abscheu gegenüber den Tätern zu unterdrücken, antwortet er:
Verachtung gegenüber den Tätern ist mir völlig fremd. Wenn man mit ihnen sprechen will, muss man sie doch erst einmal als Menschen annehmen und ihr Leben verstehen. Unsere erste Frage an Priester wird nicht sein, was sie Böses getan haben. Wir möchten zunächst erfahren, wann ihr Leben gut war, wann sie glücklich, wann sie stolz auf sich waren. Erst dann können wir uns dem Thema Missbrauch annähern. Anders kann man mit Menschen nicht umgehen.
Die Fähigkeit, einen anderen trotz aller Schuld als Menschen und nicht als Monster zu sehen – ohne dabei ein Verbrechen zu verharmlosen – täte der öffentlichen Diskussion tatsächlich gut.