„Mein“ Wald war schon immer ein mystischer Ort. Wenn ich auf der Suche nach Stille und Inspiration war, fand ich sie dort oft genug. Die Bäume entlang meiner Laufstrecke kennen vermutlich mehr von meinen intimsten Sorgen als der eine oder andere Freund. Natürlich rede ich nicht mit den Bäumen. Aber manchmal denke ich, sie hören mit.
Seit heute hat das Mysterium Wald eine neue Dimension. Ich ging bei immer noch über 25 Grad und gefühlten 3000% Luftfeuchtigkeit auf die Laufrunde und kurz vor der Hälfte begegnete mir ein Geist. Er trug einen schwarz-roten Trainingsanzug mit langen Hosen und langärmliger Jacke und auf dem Kopf eine Schirmmütze. Und trotz der dicken Kleidung lief ihm anscheinend kein Tröpfchen Schweiß über das Gesicht. Was beweist, dass es ein Geist gewesen sein muss. Hätte ich einen Spiegel dabei gehabt, er wäre darin nicht aufgetaucht.
Wer nun meint, ich hätte ein getrübtes Bewusstsein aufgrund der Hitze oder einer FSME-Infektion in Folge eines Zeckenbisses – mein Pulsmesser zeigte keine Auffälligkeiten an. Ich hatte wohl auch das eine oder andere Flugobjekt ins Auge bekommen, aber mein Blick war immer noch klar. Außer Erdbeerkuchen vom Nachmittag hatte ich auch nichts im Magen.
Es muss also ein geist gewesen sein. Denn ich glaube nicht an Aliens, das ist unbiblisch. Und nicht daran (obwohl viele das vermuten), dass Siemens schon längst Roboter erfunden hat, die von echten Menschen nicht zu unterscheiden sind. So weit ich weiß, haben sie in Stepford keine Niederlassung…