Wahrheit oder Strafe?

Ich lese gerade in Desmond Tutus No Future Without Forgiveness. Im Blick auf den Konflikt in Palästina ist das ja höchst aktuell. Tutu schildert dort, dass ein Tribunal wie die Nürnberger Prozesse unmöglich gewesen wäre. Es hätte quälend lange gedauert, hätte Millionen gekostet, den friedlichen Wandel gefährdet und in vielen Fällen wäre zudem die Beweislage nicht ausreichend gewesen. Die Strafandrohung führte zu immer hartnäckigerem Leugnen.

Was deutlich besser funktionierte, waren die Kommissionen, vor denen die Täter ihre Verbrechen eingestehen konnten, weil ihnen zuvor für ein vollständiges Geständnis Amnestie zugesichert worden war. Im Prinzip verfährt Gott mit uns ja auch nicht anders: Erst die Zusage der Rechtfertigung (und das heißt ja: der Freispruch) versetzt uns in die Lage, der eigenen Schuld ins Gesicht zu schauen und die Dinge beim Namen zu nennen.

So kam wenigstens die Wahrheit ans Licht. Im Zweifelsfall ist das wichtiger als die Strafgerechtigkeit. Oder um es mit Römer 2,4 zu sagen, Güte führt zur Umkehr, nicht Härte.

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Keine Zukunft ohne Versöhnung

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Unkühles „Deutsch“

Es ist ja eine gute Sache, wenn Christen sich nicht lange mit nationalen Interessen und Ressentiments aufhalten und global denken. Hin und wieder aber führen die angelsächsischen Einflüsse zu leichten Verständigungsschwierigkeiten: „Das hat mich total getoucht“, sagte neulich jemand in einer Gesprächsrunde. Da fiel mir ein: Schon vor Jahren hörte ich von einem bekannten Prediger aus dem Sauerland einmal den Satz „step by step habe ich dich geteacht“.

Die Liste ließe sich ohne Mühe fortsetzen: Ein Geschäftsreisender im Zug sprach neulich an seinem Handy davon, dass man sich zu etwas „committet“ hatte.  Ich würde mich trotzdem mächtig geblesst fühlen, wenn wir solchen Jargon meiden könnten. Er ist irgendwie extrem unkühl.

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