Ich sitze über den Sprüchen des Alten Testaments und mache mir Gedanken über den Sinn der Weisheitsliteratur. Gottes Offenbarung in der Geschichte – für mich immer noch das Wesentliche in der Bibel – spielt kaum eine Rolle, sondern die menschliche Erfahrung und die erkennbare Struktur und Ordnung der Wirklichkeit unseres Lebens. Streckenweise sind darin sogar ägyptische Weisheiten (mit leichter Bearbeitung) einfach übernommen worden.
Vielleicht liegt das wirklich Interessante und Relevante für uns heute weniger in den einzelnen Sprüchen selbst sondern in der Einsicht, dass empirisches Vorgehen und vernünftiges Handeln legitim ist und dass man von den Erfahrungen anderer Völker und Kulturen durchaus etwas lernen kann. Und dass Gott mit den gewöhnlichen, alltäglichen Dingen des Lebens etwas zu tun hat und nicht nur im Außergewöhnlichen (oder, aber der Begriff ist dem hebräischen Denken eh fremd: Übernatürlichen) anzutreffen ist.
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