Schein und Sein

Eben kam ich, halb seekrank ob der ungewohnten Aussichten, mit meiner neuen Brille (Nr. 3, für alle, die mitüberlegt haben) auf den Nase aus der Stadt zurück. Gehen und Radfahren sind plötzlich zum Abenteuer geworden, so lange die Umstellung dauert.

Martina fand, endlich sähe ich so aus, wie ich wirklich bin. Zum Glück meinte sie nicht alt, sondern intellektuell. Aber sie hat ja selbst so eine Schlaumeier-Brille. Inzwischen haben das etliche andere wiederholt, so dass ich schon befürchte, sie könnten sich zu meinem Trost abgesprochen haben. 😉

Hoffentlich zementiert das mein Image nicht in der Richtung, dass es noch mehr Leute einschüchtert oder mich als gefühlslahmen Kopfmenschen erscheinen lässt…?

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Rosa Monitor oder echter Mutmacher?

Zumindest der Christian Science Monitor sieht die Lage schon rosiger als die meisten Christen und unsere deutschen Medien: Germans Reconsider Religion – Die Deutschen geben der Religion wieder eine Chance.

Die angeführten Punkte stimmen. Aber es fehlen natürlich ein paar andere, vor allem der Hinweis auf die ungünstige Altersstruktur der Kirchen und die Tatsache, dass weite Teile Ostdeutschlands völlig entkirchlicht sind.

Aber Ermutigung können wir gebrauchen, Warum also nicht mal die positiven Seiten dankbar würdigen. Und das Habermas-Zitat ist lesenswert – ich muss mal sehen, wo das auf Deutsch steht…

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Soziales Kapital

Eine Passage aus dem Vortrag von Michael Herbst gestern geht mir noch nach. Er passt zum Votum des Leipziger OBs, der den Kongressteilnehmern sagte, wie wichtig es sei, daran zu erinnern, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Hier der Auszug:

In soziologischer Sprache hat es Robert Putnam so ausgedrückt: Es gibt nicht nur materielles Kapital, sondern auch soziales Kapital. Soziales Kapital besteht aus den Netzwerken von – natürlich! – Beziehungen, gegenseitiger Hilfe, Verlässlichkeit.
Menschen bleiben miteinander verbunden. Ohne soziales Kapital geht eine Gesellschaft unter. Negativ formuliert: “If you don’t go to somebody’s funeral, they won’t come to yours.” Oder positiv formuliert, wie in der Einladung zu einem Fundraising-Fest der Feuerwehr: „Come to our breakfast, we’ll come to your fire“.

Putnam unterscheidet dabei „bonding capital” von „bridging capital“. Bonding capital schafft eine hohe Loyalität zur eigenen Gemeinschaft, ein starkes Gruppenbewusstsein, freilich oft auch in massive Abgrenzung von ”denen da draußen“, den anderen, dem Fremden. Bridging capital sucht den Brückenschlag zum Fremden und will Gemeinschaft nicht nur in den eigenen engen Grenzen. Das soziale Kapital, so Putnam, sinkt in den Vereinigten Staaten, und zwar heftig, etwa seit 1960. Eine Ausnahme bilden evangelikale Gemeinden, aber deren starkes soziales Kapital ist fast ausschließlich „bonding” und nicht „bridging“. Aber es ginge in einer missionarischen Kirche genau darum: um bridging capital.

Wenn ich unsere Sorge und Ängstlichkeit beschreibe, dann sehe ich diese Sorge um uns selbst, um uns als Gemeinde, ich sehe sie übrigens in allen „Typen” von Frömmigkeit. Ich sehe, nicht überall, aber häufig, eine Binnenzentrierung, die gar nicht wahrnimmt, was da draußen passiert, sondern voll und ganz mit sich beschäftigt ist, wenn sie nicht sogar dezidiert, mal verschämt, mal offen sagt: Die da draußen wollen wir gar nicht hier drinnen haben.

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Nichts wie raus aus Legoland

Ökonomen sind Künstler. Sie reduzieren die Wirklichkeit. Der Künstler sieht ein Gesicht, einen Baum und reduziert es auf das Wesentliche, er verfremdet, verwirft, gestaltet um, bis etwas Neues entsteht. Wie der Ökonom. Er reduziert die Welt und blendet vieles aus.

… Es ist ein Legoland mit vielen Klötzen. Alles ist übersichtlich. Doch etwas unterscheidet den Ökonomen vom Künstler: Der Maler weiß, dass er Kunst macht. Der Ökonom nicht. Pablo Picasso dachte nie, dass sein Guernica ein Foto des spanischen Bürgerkrieges ist. Der Ökonom aber schaut auf die Lego-Welt und sagt: “So ist das Leben.”

… Keine einzige der fünf Rezessionen hierzulande hat ein Forscher vorhergesagt, den Internetboom in den Neunzigern auch nicht. Im Herbst 2002 erwarteten die Institute für 2003 ein Wachstum von 1,4 Prozent, tatsächlich schrumpfte die Wirtschaft um 0,2 Prozent und derzeit rätseln alle, warum hierzulande Jobs entstehen. Das Öl ist zu teuer, und Angela Merkel vergeigt die Reformen.

Andreas Hoffmann in der SZ

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