Eine Passage aus dem Vortrag von Michael Herbst gestern geht mir noch nach. Er passt zum Votum des Leipziger OBs, der den Kongressteilnehmern sagte, wie wichtig es sei, daran zu erinnern, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt. Hier der Auszug:
In soziologischer Sprache hat es Robert Putnam so ausgedrückt: Es gibt nicht nur materielles Kapital, sondern auch soziales Kapital. Soziales Kapital besteht aus den Netzwerken von – natürlich! – Beziehungen, gegenseitiger Hilfe, Verlässlichkeit.
Menschen bleiben miteinander verbunden. Ohne soziales Kapital geht eine Gesellschaft unter. Negativ formuliert: “If you don’t go to somebody’s funeral, they won’t come to yours.” Oder positiv formuliert, wie in der Einladung zu einem Fundraising-Fest der Feuerwehr: „Come to our breakfast, we’ll come to your fire“.
Putnam unterscheidet dabei „bonding capital” von „bridging capital“. Bonding capital schafft eine hohe Loyalität zur eigenen Gemeinschaft, ein starkes Gruppenbewusstsein, freilich oft auch in massive Abgrenzung von ”denen da draußen“, den anderen, dem Fremden. Bridging capital sucht den Brückenschlag zum Fremden und will Gemeinschaft nicht nur in den eigenen engen Grenzen. Das soziale Kapital, so Putnam, sinkt in den Vereinigten Staaten, und zwar heftig, etwa seit 1960. Eine Ausnahme bilden evangelikale Gemeinden, aber deren starkes soziales Kapital ist fast ausschließlich „bonding” und nicht „bridging“. Aber es ginge in einer missionarischen Kirche genau darum: um bridging capital.
Wenn ich unsere Sorge und Ängstlichkeit beschreibe, dann sehe ich diese Sorge um uns selbst, um uns als Gemeinde, ich sehe sie übrigens in allen „Typen” von Frömmigkeit. Ich sehe, nicht überall, aber häufig, eine Binnenzentrierung, die gar nicht wahrnimmt, was da draußen passiert, sondern voll und ganz mit sich beschäftigt ist, wenn sie nicht sogar dezidiert, mal verschämt, mal offen sagt: Die da draußen wollen wir gar nicht hier drinnen haben.
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