Newbigin (3): Wissen und Glauben

Den systematischen Zweifel zur Methode auf der Suche nach Gewissheit zu machen war das Verdienst von Descartes. Newbigin stellt Anfragen an diesen Ansatz: Erstens ist die Annahme, dass zweifelsfreie Gewissheit überhaupt erreichbar ist, ein großer Glaubensakt. Zweitens sind in Descartes cogito ergo sum nur die Dinge gewiss, die keinen Bezug zur Außenwelt voraussetzen (Einstein sagte, mathematische Sätze seien nur unzweifelhaft, solange sie sich nicht auf die Wirklichkeit beziehen). Drittens sind Ideen und ihre Übermittlung an Sprache gebunden, die nie völlig eindeutig sein wird.

Russells Definition wissenschaftlicher Wahrheitssuche (Beobachtung der ausschlaggebenden Fakten, Deduktion einer Hypothese, Testen der Hypothese an den Beobachtungen) leidet an ähnlichen Problemen: Die Auswahl der Fakten, die betrachtet werden, hängt vom Interesse und Vorverständnis des Wissenschaftlers ab, ist also subjektiv. Wissenschaft hat mit Intuition zu tun:

Höchste Aufgabe des Physikers ist also das Aufsuchen jener allgemeinsten elementaren Gesetze, aus denen durch reine Deduktion das Weltbild zu gewinnen ist. Zu diesen elementaren Gesetze führt kein logischer Weg, sondern nur die auf Einfühlung in die Erfahrung sich stützende Intuition. (A. Einstein, Mein Weltbild, S. 168)

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Blogs, auf die die Welt gewartet hat: Seltsame Propheten

Man trifft schon auf skurrile Dinge in der Blogosphäre, etwa einen anonymen “Propheten”, der am laufenden Band im Namen Jesu (superschmalziges Jesusbild dazu…) Blogeinträge produziert. Beim Überfliegen der Sprüche bin ich über folgenden Satz gestolpert:

(…) judgment in the usual sense is impossible. This is not an opinion but a fact.

Würde da tatsächlich Jesus reden, wäre doch sonnenklar, dass es nicht um irgendeine Meinung geht. So aber drängt sich der Verdacht auf, dass da doch das Ich des Propheten spricht und nicht etwa, wie es im Untertitel heißt, “teaching and revelation directly (!!!!) from Jesus Christ” (Nach dem Motto: “So spricht der Herr: Entschuldigung, es war doch nicht Mose sondern Elia, der mit dem Feuerwagen…”). Auf Blog Top Sites in der Rubrik “Religion” wird The Jesus Promise auf Platz 34 gelistet mit dem Zusatz:

This site by one of the world’s finest Christian Prophets provides predictions, all-seeing viewpoint

Wenn er das von sich glaubt, sollte der (oder die?) Gute doch wenigstens den eigenen Namen veröffentlichen und den Kopf für die Sachen hinhalten, die er verzapft. Das wäre gute biblische Tradition.

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