Dreht der Wind?

Vielleicht das sinnenfälligste Symbol für einen möglichen Klimawechsel im Land ist das Poster von Benedikt XVI, das ausgerechnet Bravo diese Woche brachte.

Dass der Weltjugendtag und der Papstbesuch so für Furore im Land sorgt, hat sicher vielfältige Ursachen, die in den Medien diskutiert werden. Sogar in den Nürnberger Nachrichten, die generell nur sehr nüchtern, kritisch und distanziert zu Glaubensfragen Stellung nahmen, kommen inzwischen andere Töne: “Angesichts solch bedrohlicher Perspektiven (Anm.: Jobkrise, Terror, Klima, Globalisierung) suchen viele einen Halt, der über bloße Tageswahrheiten hinausgeht. Der christliche Glaube bietet ihn, auch wenn das über lange Zeit bei der Jugend nicht angesagt war. Auch wenn viele lieber die Antworten in östlichen Weisheitslehren, obskuren Sekten oder in der Verleugnung aller Transzendenz suchten.” (Kommentar vom 19.08.2005)

Eins hat mich dabei beschäftigt: Jenseits von euphorischer (Selbst-) Inzenierung, Pop-Kult um den Papst und was noch alles als “Erklärung” ins Feld geführt wird – könnte der Stimmungswandel nicht auch damit zu tun haben, dass auf diesem Weltjugendtag (und nicht nur da…) gebetet wird?

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Lernen von Israel

In der Woche des Papstbesuchs in der Kölner Synagoge veröffentlicht das ZDF ein bemerkenswertes Interview (auch als Podcast!) mit Avi Primor, Israels Botschafter in Deutschland von 1993 bis 1999. Primor hat 1997 ein Buch veröffentlicht, das den Titel “…mit Ausnahme Deutschlands” trägt – ein Passvermerk des frühen jüdischen Staates.

Dass er zu einem ganz anderen Verhältnis zu Deutschland gefunden hat, verrät nun auch das Interview, in dem Primor von und für Deutschland träumt. Den Deutschen fehlt der Glaube an sich selbst und eine feste Hoffnung. Anstatt sich selber zu entwickeln, wollen viele nach Amerika auswandern oder träumen zumindest davon – man blickt weit weg und ergibt sich einer anderen Kultur, oder stolpert über die eigene Nüchternheit:

“Wer nur an Realpolitik glaubt, ist verkrampft. Zu viel Pragmatismus unterdrückt den Erfindungsgeist”, sagt Primor und zitiert David Ben Gurion, den ersten Ministerpräsidenten des Staates Israel: “Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist!”

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