Pilger, Künstler, Aktivisten

Die Gnadenlosigkeit vieler Mitchristen und ganzer Strömungen im nordamerikanischen Christentum beklagt gegenwärtig Philip Yancey im lesenswerten Interview mit Hauke Burgarth. Das an sich ist gewiss keine völlig neue Erkenntnis. Aber Yancey bleibt auch nicht stehen bei der Analyse, sondern er nennt drei vorbildliche Typen des Glaubens in postchristlicher Zeit, die nicht durch verurteilendes Moralisieren und sturen Dogmatismus auffallen, oder anders gesagt: Denen es gelingt, in der Welt zu sein ohne „von der Welt“ zu sein:

Aktivisten handeln mit Taten von Barmherzigkeit. Damit erreichen sie die Herzen von Menschen. Diese öffnen sich für ihre Botschaft. Und irgendwann wollen diese Menschen wissen, warum sie das tun.

Künstler sind auch effektiv darin. Kunst schleicht sich unterbewusst ein. Historisch gesehen war die Kirche immer ein grosser Kunstförderer, heute trifft dies auf manche Gemeinden zu, auf andere kaum. Künstler ordnen sich nicht leicht ein, aber sie sind sehr gut darin, das Evangelium einer Gesellschaft zu sagen, die es eigentlich ablehnt.

Die letzte Gruppe sind die Pilger. Wir können sagen: «Hallo, wir sind genauso unterwegs wie du, aber wir wissen etwas vom Ziel, so und so hat uns das im Leben geholfen», statt klarzustellen: «Wir sind drinnen, ihr seid draussen. Ihr seid schlecht. Und ihr geht dafür in die Hölle.»

Beim Lesen spürte ich sofort, wie sehr sich das mit meinen Erfahrungen und Empfindungen deckt. In der Umgebung solcher Christen fühle ich mich wohl, während andere Typen und die Kultur, die sie prägen, auf mich viel weniger positiv wirken.

Share