Warum wirklich „geistlich“ sein immer mit dem Leib beginnt – und was das mit Aktivismus zu tun hat

Aus Gründen, die wohl nur Google kennt, ist einer meiner populärsten Posts auf diesem Blog ein Text, der sich mit dem Begriff „Leib“ befasst. Ich kam damals auf dieses Thema durch Iain McGilchrist, der sich mit unserer Art beschäftigt, die Welt wahrzunehmen und uns zu ihr zu verhalten. Ein paar theologische Implikationen habe ich damals hier festgehalten – unter dem Stichwort „Herzensglaube“.

Von Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) stammt der berühmte Satz, die „Leiblichkeit ist das Ende der Werke Gottes“. Eine spirituelle Praxis, die das beherzigt, kann einen befreienden und beflügelnden Vorgeschmack auf die Wiederherstellung der Welt vermitteln, die im Evangelium verheißen ist. Anders gesagt: Sie kann eine Quelle der Hoffnung werden, und Hoffnung ist das Lebenselixier aller Aktivisten.

In den letzten Wochen habe ich mich daher wieder intensiver gefragt, was die Erfahrung der Leiblichkeit für menschliches Dasein bedeutet. Man kann Theologie und Spiritualität ohnehin nicht sauber trennen, aber im Bezug auf den Leib findet beides zusammen. Daraus sind ein paar Predigten geworden, die wir mitgeschnitten haben. Nichts zum Lesen also, sondern zum Hören – ein bisschen sinnlicher also, als es dieser Blog normalerweise hergibt.

Für In-up-and-out-Fans: Es kommt alles vor. Der Leib, der wir sind (nicht der Körper, den wir haben), ist der Schnittpunkt dieser Dimensionen. Hier nimmt alles seinen Anfang. Für alle, die gern das etwas spröde Wort „inkarnatorisch“ oder das mittlerweile überstrapazierte „ganzheitlich“ verwenden: Dito.

In der ersten Predigt geht es um unser Gottesverhältnis. Nach Römer 12,1 ist unser Leib der Angelpunkt für alle spirituelle Praxis, und er ist es deshalb, weil Gott seinerseits uns leiblich begegnet – in dem fleischgewordenen Wort, in der Sinnlichkeit der Sakramente. All das ist also Teil der missio dei.

In der zweiten Predigt geht es um unser Verhältnis zu den Mitmenschen. Die Begriffe Barmherzigkeit und Mit-Leid sind unglücklicherweise durch wiederholten Missbrauch belastet, aber sie eröffnen uns den Zugang zu einer anderen Ethik, die gerade im Blick auf die Flüchtlingsdiskussion hochaktuell ist. Passend dazu dieses Video:

In der dritten Predigt spricht Andreas Ebert über die Gemeinde als Leib und wirft einen systemischen Blick auf die Beziehungen unter Christen. Kluge Gedanken über das Menschsein, Heilung und Zugehörigkeit.

(Übermorgen geht es übrigens weiter. 10:00 im Theater der Franconian International School)

Share