Zu Beginn des Kongresses in Kapstadt lief das folgende Video. Sicher kein einfaches Unterfangen, die Geschichte des Christentums in ein paar Minuten darzustellen. Vieles kann man nur andeuten, und natürlich gibt es zu den meisten Punkten auch konträre Positionen – insofern bin ich gespannt auf Eure Kommentare. Gelungen fand ich zumindest den Refrain „some thought, it was the end of the world…“
Abschiedsschmunzeln
Meine Internetverbindung war einige Tage gekapt – ich habe mit zwei Mitreisenden nach dem Kongress noch zwei Tage in Hout Bay drangehängt, während der ich die folgenden Posts geschrieben habe. Hier nun der erste:
Der Kongress endete mit einer kleinen Überraschung für mich. Am Vortag hatte ich auf dem Blog einer anderen Kongressteilnehmerin gelesen, dass Erzbischof Orombi eine eher unglückliche Rolle spielt bei dem Vorhaben, praktizierte Homosexualität in Uganda unter drakonische staatliche Strafen zu stellen. Ich konnte das mit dem begrenzen Internetzugang nicht mehr umfassend recherchieren, fand aber zumindest auf die Schnelle keinen klaren Beleg dafür, dass Orombi sich wie Rick Warren engagiert dagegen ausgesprochen hätte, lediglich die Todesstrafe ging ihm offenbar doch zu weit.
Hier liegen, das hört man auch in manchen Gesprächen durch, immer noch Welten zwischen den meisten Christen im Westen und denen aus Asien und Afrika. Aber auch einige junge Afrikaner sind nachdenklich. Einer sagte mir, er glaube, die Christen seien mit Homosexuellen bisher nicht gut umgegangen. Anders als die Reden im Plenum vermuten lassen, gibt es hier eine erstaunliche Meinungsvielfalt.
Ob zu Recht oder zu Unrecht, ich ging, nachdem ich meine abendliche „Lausagne“ verdrückt hatte, mit einem mulmigen Gefühl in den Abschlussgottesdienst, der optisch, musikalisch und liturgisch opulent ausfiel – very britischer Pomp and Circumstance. Und dann geschah das ganz Unerwartete: Dem großen Erzbischof versagte, als er die Abendmahlsliturgie anstimmen wollte, die Stimme und sie kam auch nicht wieder. So musste Doug Birdsall einspringen, das tat er auch mit Bravour, assistiert von Grace Matthews. Und ich ging mit einem Mal sehr entspannt am Tisch auf der großen Bühne vorbei, um Brot und Wein zu empfangen.
Jede(r) wird das bestimmt anders bewerten, und eine Koinzidenz ist natürlich keine Kausalität. Für mich war es trotzdem ein kleines Augenzwinkern Gottes – und eine Erinnerung daran, dass er hin und wieder durch Schweigen lauter reden kann als durch viele Worte.
Ausgebüchst…
Der letzte Tag verlief ganz ungeplant. Ich konnte spontan (und daher deutlich underdressed) mit zu einem Gottesdienst in Khayelitsha, einem Township mit geschätzten 2 Millionen Einwohnern. Bei der Grace Assembly wurden wir freundlich aufgenommen und konnten einen Gottesdienst unterm Wellblechdach erleben – ausgesprochen fröhlich und positiv, völlig frei vom Prosperity Gospel. Pastor Cyprian Nqanda predigte lebendig und mutmachend über das Hohelied der Liebe und im Anschluss besuchten wir noch die Suppenküche der Gemeinde, wo am Vortag noch rund 100 Kinder zu essen bekommen hatten.
Auf den Fluren des Kongresszentrums herrscht Abschiedsstimmung. Das Abendprogramm der letzten Tage fand ich seltsam uninspiriert – aber vielleicht ist das auch nur Müdigkeit. Gestern wurde das offizielle Kongressdokument verteilt, es enthält wenig Aufregendes. Gibt es noch einen Höhepunkt am Ende oder plätschert es halt so dahin? Ich werde es gleich herausfinden. Aber dass ich neben der Disney-Version von der Bühne nochmal ein Stück südafrikanische Realität erlebt habe, ist gut.
Frieden säen
Rolf Zwick hat mich heute zu einer Dialogue Session des Reconciliation Network mitgenommen – sehr spannend, was da läuft. Ich habe die ersten Einheiten an den Vortagen verpasst, aber eine Geschichte hat mich berührt. Neben mit saß ein junger Pastor aus Nigeria. Er hat mit 27 jungen Muslimen Versöhnung und Gewaltprävention eingeübt. Als kürzlich Unruhen ausbrachen und wütende Muslime seine Kirche zerstören wollten, kamen diese Männer, stellten sich um das Gebäude herum auf und ließen keinen durch.