Zweirad-Lektionen

Keine Sorge, hier geht es nicht um die Tour der France, Doping oder Ähnliches: Neulich war ich mit meinem Sohn Radfahren. Wir flogen nur so dahin und ich war begeistert über das ansehnliche Tempo. Was mir gar nicht richtig auffiel, war der leichte Rückenwind, der uns auf dem ebenen Gelände anschob. Dann bogen wir ab und es ging erstens bergauf, zweitens bremste uns nun der Wind. Und schon war unser Tempo (und mit ihm unsere Selbsteinschätzung) ganz anders.

Ich habe den Verdacht, dass es im Leben manchmal ähnlich läuft: Die Strecke ist leicht abschüssig, der Wind kommt von hinten (soll heißen: die Umstände sind günstig und tragen einen großen Teil zu Erfolg bei) und ich erliege der Illusion, ich könne Bäume ausreißen oder ewig so weitermachen. Dann dreht sich der Wind, die äußeren Bedingungen werden härter. Und ich sehe plötzlich, wie es um meine Kondition tatsächlich bestellt ist.

Darin liegt der Sinn geistlicher Übungen – dass wir in den angenehmen Lebensphasen für die Zeiten trainieren, wo es plötzlich mal hart auf hart geht. So lange alles flutscht, scheine ich das gar nicht zu brauchen. Wenn es aber mal anders kommt (und das ist nur eine Frage der Zeit), dann zahlt sich das vielfach aus.

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